Am Ziel
von THOMAS BERNHARD
PREMIERE 14 10 2022 | KASINO
Regie MATTHIAS RIPPERT
Bühne FABIAN LISZT
Kostüme JOHANNA LAKNER
Musik ROBERT PAWLICZEK
Licht NORBERT GOTTWALD
Dramaturgie JEROEN VERSTEELE
An einem frühen, scheinbar friedlichen Morgen schimpft eine Mutter ihrer Tochter gegenüber erbarmungslos über den gestrigen Theaterabend, die Uraufführung eines jungen Dramatikers mit dem Titel RETTE SICH, WER KANN. Die Tochter kocht Tee und packt, denn gleich verlässt man die Stadtvilla, fährt in die Sommerresidenz am Meer. Dort wollen Mutter und Tochter, wie schon in unzähligen Jahren zuvor, gemeinsam den Urlaub verbringen. Vor der Abreise räsoniert die Mutter nicht nur über den todkranken Zustand des Theaters, sondern auch über die viel zu hoch geratene Handwerkerrechnung, das zu spät und unter Wert verkaufte Gusswerk der Familie, und die beiden Geister, die immer noch als abwesende Anwesenheit ihre Wut und Scham befeuern: ihren verstorbenen Ehemann und ihren kleinen, schwerbehinderten Sohn, der nie erwachsen werden wird. Furios zelebriert sie ihre Gier nach Bedeutung und Macht, und nicht zuletzt auch ihre ungezähmte, sadistische Spiellust, denn sie hat einen seltenen Gast mit in die Sommerresidenz eingeladen: den jungen Theaterautor von gestern Abend.
Für diesen Beinahe-Monolog, der 1981 in Salzburg seine Uraufführung feierte und zwischen Witz und Wahnsinn oszilliert, kreierte Thomas Bernhard einige seiner unvergesslichsten Figuren, denen es stets ums Ganze geht. Wer braucht hier wen, wer lernt von wem? Wer hat die beste Überlebensstrategie? Angeregt von Cognac, Scharfsinn, Masochismus und Weltangst, treibt die Mutter sich selbst und ihr Umfeld in einen schwindelerregenden, sprachtrunkenen Sturzflug.