This area has not be optimized for screenreaders or keyboard navigation. The area presents excerpts from the schedule. The full schedule can be reached via the main navigation or the neighboring link.

5 Fragen an … Michael Köhlmeier

This Article is currently only available in German.

 

Achthundertsechzehn Seiten hat das 2019 bei Hanser erschienene Märchenbuch von Michael Köhlmeier. Anlässlich seines herannahenden 70. Geburtstags im Oktober liest Michael Köhlmeier am  8. Oktober daraus auf der Burgtheater-Bühne. Aber, haben wir heute nicht heute schon genug Märchen? Wir haben beim Autor nachgefragt.

  Eigentlich gibt es doch schon sehr viele Märchen. Warum schreiben Sie noch neue?

Märchen verweisen auf archetypische Bilder und Situationen. Es ist wie beim Spielen des Blues: Wenige Akkorde, unendlich viele Arten, den Blues zu spielen.

Haben Prinzessinnen, Räuber, böse Mütter uns heute noch etwas zu sagen?

Prinzessin, Prinz, Stiefmutter, Räuber, König – durch sie hindurch schimmern die Archetypen. Den Blues kann man auf dem Klavier spielen, aber auch auf dem Saxophon, der Gitarre, der Hammondorgel oder der Mundharmonika.

Bei Ihnen gibt es (wie in allen Märchen) sprechende Tiere und schweigende Menschen. Wer steht Ihnen näher, die Menschen oder die Tiere? Das Sonntagskind oder der Wolf?

In den meisten Märchen mag ich die Tiere lieber. Den Wolf mag ich besonders. Sie sind, wie sie sind, und können anders nicht sein. Es sei denn in Tierfabeln, die ich eigentlich nicht so gern habe, dort sind die Tiere Menschen, und jeder soll es merken und eine Lehre und eine Moral daraus ziehen.

Haben Märchen immer eine Moral?

Die meisten Märchen sind – oder waren ursprünglich – moralneutral. Wie Traumbilder sind sie, erst die Interpretation schafft die Moral von der Geschicht und klebt sie hinten dran. Siehe Der Herr Korbes: Die Tiere und die Dinge tun sich zusammen, um einen Menschen zu quälen und zu töten. Wir wissen nicht, warum sie das tun. Ab der dritten Auflage der Kinder- und Hausmärchen hängte Wilhelm Grimm den Satz an: »Der Herr Korbes muss ein sehr böser Mann gewesen sein.« Damit war das Rätsel gelöst und die Moral ausgesprochen: Sei kein böser Mann, sonst geschieht dir Ähnliches.

Wenn Sie eine Märchenfigur sein könnten, welche würden Sie sich wünschen? Froschkönig? Rumpelstilzchen? Oder wer?

Der gestiefelte Kater. Der hat alles. Er ist der Chuck Berry des Märchens.

 

Mit freundlicher Genehmigung des Hanser Verlag.

Michael Köhlmeier
© Reinhard Werner
Buchcover von "Die Märchen" von Michael Köhlmeier. Die Illustrationen stammen von Nikolaus Heidelbach.
© Nikolaus Heidelbach, Hanser Verlag
DER AUTOR

Michael Köhlmeier, 1949 in Hard am Bodensee geboren, lebt in Hohenems/Vorarlberg und Wien. Köhlmeier wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2017 mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie dem Marie Luise Kaschnitz-Preis für sein Gesamtwerk und 2019 mit dem Ferdinand-Berger-Preis.   

DAS BUCH

Ein großes Märchenbuch – geschrieben von Michael Köhlmeier, illustriert von Nikolaus Heidelbach

Als Kind hat Michael Köhlmeier Märchen gehört oder gelesen – heute schreibt er die Märchen unserer Zeit: keine Nacherzählungen bekannter Stoffe, sondern eigene Erfindungen, verstörende, unheimliche Geschichten. Von der traurigen Frau und dem neidischen Arzt, von Schneeblume und Kasgsichtl. Zu jeder einzelnen schaut uns ein geheimnisvolles Bild von Nikolaus Heidelbach an. Und hinter sprechenden Tieren und schweigenden Menschen erklingt die alte Frage aus dem „geheimsten aller geheimen Märchen“: Was ist aus den ersten Menschen geworden, nachdem sie aus dem Paradies vertrieben wurden? Denn weil sie nicht gestorben sind, leben sie heute noch, verrät Michael Köhlmeier. Ein unvergleichliches Hausbuch, das mit Leineneinband, Buchschleife und Lesebändchen besonders schön ausgestattet ist.

"Die Märchen" von Michael Köhlmeier, Illustrationen von Nikolaus Heidelbach, 816 S., € 59,70 (A)

 

Michael Köhlmeier
© Georg Soulek
DIE VERANSTALTUNG: 

Michael Köhlmeier liest: Die Märchen. 

  • 8. Oktober, 20.00 Uhr im Burgtheater

Click here, read more.

Back to top