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Europa beerdigen?

Die Europäische Union ist gescheitert. Noch viel mehr: Sie ist Geschichte. Diese Dystopie von Thomas Bellinck erregte bei den Wiener Festwochen 2014 große Aufmerksamkeit. Seit damals hat der Künstler seinen Blick auf Europa geschärft, im Burgtheater zeigt er bei SIMPLE AS ABC #5, wie wir das Leben einzelner erleichtern, während andere kriminalisiert werden.

Bellincks Ausstellung bei den Wiener Festwochen 2014 "Domo de Europa Historio en Ekzilo" war dort und in anderen europäischen Städten in einem fiktiven "Haus der Europäischen Geschichte im Exil" zu sehen und nahm die Besucher ein Stück mit ins Jahr 2018, in dem, so Bellinck damals, die Europäische Union Geschichte sei. Als entfernte Erinnerung könne man einen distanzierten Blick auf das europäische Friedensprojekt werfen und eine nostalgisch-emotionale Bindung dazu aufbauen: "Wir beerdigen Europa, als ob es nicht mehr da ist. Dadurch entwickeln sich neue Ideen und Gedanken. Wie kann man durch die Dystopie gehen und über neue Utopien nachdenken?", so Bellinck über sein Projekt. 

Seinen kritischen Blick für Europa hat der 1983 in Recklinghausen geborene und in Brüssel lebende Künstler Thomas Bellinck seitdem weiter geschärft. Seit fünf Jahren arbeitet er mittlerweile an SIMPLE AS ABC, eine stetig wachsenden Reihe von Performances und Installationen, die sich mit der "europäischen Mobilitätsmanagement-Maschine" beschäftigen. Seine Arbeiten befassen sich eingehend mit den eigenen Reisepass-Privilegien und zeigen, wie komplexe Prozesse existenzbestimmende Gewalt hervorbringen, die die Bewegungsfreiheit einzelner Menschen erleichtern, während andere kriminalisiert werden.

Für das Burgtheater hat Thomas Bellinck nun SIMPLE AS ABC #5: Mobility Management Machine entwickelt. Mit dieser Lecture-Performance, die im Rahmen der Europamaschine am 28. und 29. Februar im Kasino am Schwarzenbergplatz zu sehen sein wird, lässt er das Publikum Einblick nehmen in fünf Jahre künstlerischer Forschung rund um Begegnungen mit EU-Beamten, Grenzschutzbediensteten, Schlepperbanden und Expert*innen, die physisch und psychisch der EU-Außengrenze ausgesetzt waren. 

Hat sich Bellincks Dystopie aus 2014 noch nicht bewahrheitet, sind die Herausforderungen vor denen die EU heute steht aber nicht kleiner geworden. Wie soll das Europa der Zukunft aussehen? Was denken Sie?

Europamaschine
Europamaschine
Europamaschine
KASINO  SIMPLE AS ABC #5

Die Lecture-Performance ist ein Einblick in fünf Jahre künstlerische Forschung rund um Begegnungen mit EU-Beamten, Grenzschutzbediensteten, Schlepperbanden und Expert*innen, die physisch und psychisch der EU-Außengrenze ausgesetzt waren.

Auf Englisch

28. + 29.02.2020

 

Thomas Bellinck

Vor seiner Ausbildung zum Theaterregisseur an der Brüsseller Schule studierte Thomas Bellinck (*1983) Philologie an der Universität Leuven. 2010 gründet er zusammen mit dem Schauspieler und ehemaligen Kommilitonen Jeroen Van der Ven die Theatergruppe Steigeisen. 2015 gründete Bellinck gemeinsam mit dem Schriftsteller und Theatermacher Pieter De Buysser die in Brüssel ansässige und von Künstler*innen geführte Produktionsgesellschaft ROBIN. Im selben Jahr begann Bellinck mit der Arbeit an SIMPLE AS ABC, einer Reihe von Performances und Installationen, die den Apparat des europäischen „Mobilitätsmanagements“ untersuchen. Im Rahmen des Szenerie-Workshop-Projekts Infini 1-15 (KVS) des Künstlers Jozef Wouters kreierte Thomas Simple as ABC # 1: Mensch gegen Maschine, einen Theateraufsatz über modernste Erkennungstechnologie. 2016 wurde Thomas Bellinck zum Doktor der Künste an der KASK / School of Arts (HoGent) ernannt, wo er Gründungsmitglied der School of Speculative Documentary wurde. 2017 fand die Premiere von Simple as ABC # 2: Keep Calm & Validate statt, einem Dokumentarfilm über die Digitalisierung des Migrationsmanagements, der auf Interviews mit Beamten, Beamten und Beratern basiert, die für verschiedene EU-Agenturen und -Institutionen arbeiten. Es folgten Simple as ABC # 3: The Wild Hunt und Simple as ABC #4: The Museum of Human Hunting (2019). Bei den Wiener Festwochen 2014 präsentierte Bellinck „Das Haus der
Europäischen Geschichte im Exil“, mit dieser inszenierten Ausstellung warf er aus
einer fiktiven Zukunft den Blick auf die Gegenwart – und regte damit zu Nachdenken über die EU an.


Weitere Informationen zum Künstler: www.thomasbellinck.com

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