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Pauschaltourismus aus dem All

Richard Panzenböck

Regisseur und Puppenspieler Richard Panzenböck über Puppen, Aliens, und die Suche nach dem besseren Menschen.

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
© NIKO HAVRANEK

ALIENS?

Sind die besseren Menschen? Sind sie schon unter uns? Oder sind wir welche und haben vor Jahrtausenden die Erde erobert in einer grausamen Schlacht, löschten die hier Lebenden aus und fürchten uns jetzt davor, dass dies auch mit uns geschehen könnte?

 

PUPPEN?

Sind die besseren Menschen? In einer Zeit, in der Menschen immer mehr zu Puppen mutieren, sich freiwillig entpersonalisieren und sich einander optisch und inhaltlich angleichen, ist es kein Wunder, dass Puppenspiel im Theater wieder wichtiger und verbreiteter wird: Figuren sind einzigartiger, als Menschen es je sein könnten. Puppenspieler*innen erwecken eine Figur, ein Objekt zum Leben; Mensch und Puppe sind gemeinsam auf der Bühne und verschmelzen zu einem neuen Individuum. Dabei wird nicht nur eine andere Rolle gespielt, sondern jede Beschränkung auf die Mittel der Schauspielkunst aufgehoben. Im Puppenspiel können wir uns lösen von Formen, Schwerkraft, Klischees, Erwartungen. 

 

MENSCHEN?

Jeden Tag frage ich mich mehr, wie manche von ihnen lebensfähig sind. Nicht ob ihrer körperlichen Verfassung, sondern ob ihrer geistigen. „Dummheit tut weh“, unser Planet braucht Valium. 

 

LISA?

Ist eine sehr spannende Figur, die nicht die üblichen Klischees aus Kinderstücken bedient. Sie ist klug, eigenständig und schafft es am Ende des Stücks, sich selbst aus all den schwierigen Situationen, die ihren Alltag bestimmen, herauszuziehen. Sibylle Berg greift Probleme junger Menschen auf, die zeitlos sind. Viele Stücke für junge Menschen wirken bereits einige Jahre nach ihrer Uraufführung inhaltlich veraltet. Nicht so MEIN ZIEMLICH SELTSAMER FREUND WALTER, da Berg es schafft, zeitlose Themen und Probleme zu verhandeln und, ohne den Finger der Moral zu schwenken, mögliche Lösungswege anzubieten.

 

WALTER?

Ist er real? Ist er Einbildung? Walter ist in dem Stück eine Möglichkeit, in einen Dialog mit sich selbst zu treten, Probleme zu besprechen und eigenständig Lösungen zu finden. Genau wie die Phantasie-Freund*innen, die uns als Kinder begleiten und uns eine wichtige Bindung zu uns selbst lehren. Wenn wir sie loslassen und sie gehen, hinterlassen sie eine Lücke, haben uns aber bereichert. Oder man wird sie nicht los und landet auf der Psychiatrie.

 

DIE ERDE?

Kotzt uns langsam aus und wir strecken ihr noch den Finger entgegen, um den Würgereflex zu fördern.

 

EIN FERNER PLANET?

Wieso sollten wir auf einen fernen Planeten, wenn wir schon unseren nicht am Leben erhalten können? Wenn man seine Zimmerpflanzen tötet, holt man sich auch keinen Welpen.

 

AUFKLÄRUNG?

Ist besser als Abklärung. Man sollte sich jeden Tag neu aufklären lassen. Erst wenn wir über uns und unser Handeln selbstkritisch denken können, sind wir in der Lage, mit anderen in einen Dialog zu treten, ohne Gefahr zu laufen, unreflektiert über Themen zu diskutieren. Einen gut geführten Diskurs gibt es heute selten, meist prallen verhärtete Fronten aufeinander, die einstudierte Phrasen runterbeten und an einer Diskussion eigentlich kein Interesse zeigen. Mangelnde Selbstreflexion in Form eines mangelnden Dialogs mit sich selbst ist der Overkill jeder Aufklärung. Lösung: 1 Walter for everyone?

Porträtbild von Richard Panzenböck
Richard Panzenböck
© Robert Rainer

Richard Panzenböck

ist Puppenspieler und Regisseur. Er war Hauptpuppenspieler beim ORF, seit 2019 ist er Regieassistent am Burgtheater.

 

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Mein ziemlich seltsamer Freund Walter

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