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Was uns das Burgtheater bedeutet

Was bedeutet ihnen das Burgtheater? Woran erinnern sie sich? Was empfinden sie, wenn sie vor dem verschlossenen Gebäude stehen? Was erwarten sie von unserem Theater? Was ist ihre Utopie eines Burgtheaters der Zukunft? 

Wir haben 100 Menschen gebeten, ihre Gedanken mit uns zu teilen und sich zum Burgtheater zu äußern. Viele unterschiedliche Menschen kommen zu Wort, die meisten von ihnen leben in dieser Stadt.

Die Stimmen unserer Künstlerinnen und Künstler, die in der Zeit der Schließung hinter den Bühnen weitergeprobt haben, finden Sie hier. Wir hoffen, Ihnen die Inszenierungen, an denen wir in den letzten Monaten intensiv gearbeitet habe, bald zeigen zu können. 

 

Architektur 2021
© Ruiz Cruz

EINS. ZWEI. DREI. IM TAKT.

Die besonderen Umstände während der Pandemie erlaubten es mir, viel Zeit im Aufnahmestudio des Burgtheaters zu verbringen und mit verschiedenen Sounds zu experimentieren. Ich arbeitete zum Beispiel mit den Aufnahmen zweier Gongs, die zu einem der Hauptthemen meiner Komposition wurden. Der transzendente Klang der Gongs bezeichnet für mich die Spiritualität Richards und den Geist des alten Herzogs von Gaunt. 
Ich habe diesen Klang als Hintergrund für die Geisterszene eingesetzt, wie auch als Material für die Harmonie- und Akkordfolgen. Das andere Hauptthema verbindet sich mit der Geschichte Wiens, seiner bürgerlichen Kultur und einer ihrer berühmtesten Komponisten: Wolfgang Amadeus Mozart. Ich sampelte eine Menge kleiner Fragmente von Violinensounds aus verschiedenen Mozart-Aufnahmen, bearbeitete sie und setzte sie für meine Komposition neu zusammen. In der Kerker-Szene imaginiert Richard Musik und scheint sie dirigieren zu wollen: „Eins. Zwei. Drei. Im Takt.“ Damit ist sowohl die vergehende (Lebens-) Zeit, wie auch der musikalische Takt, die Anzahl der Schläge gemeint. Ich habe diese Schläge, den Beat an dieser Stelle erzeugt, indem ich eine Nadel auf einer Schallplatte, die ich mit einem Klebstreifen präpariert hatte, zum Springen brachte. Auch den Tonarm hatte ich manipuliert. Das Ergebnis ist eine seltsame, unerwartete, organische, spiralförmige Entwicklung des Rhythmus. Ich glaube, Klang ist Sprache in anderer Form. Ich hoffe, Sie genießen den Dialog zwischen den Klängen und der gesprochenen Sprache.

MIEKO SUZUKI, Musikerin

  • Mir gefällt es, dass Handke jemanden wie Zdeněk Adamec aus der Anonymität herausholt, auf die große Bühne bringt und nicht im Kammerspiel erträglich macht. […] Da kommen  sieben Menschen zusammen – die sieben, die ja bekanntlich durch die Welt ziehen – und erzählen von ihrem Tod, der der Tod des Zdeněk Adamec ist. Vielleicht steckt darin auch eine Hoffnung, dass die Menschen sich in der Erinnerung zusammentun. […] Der Handke ist im Paradoxen unterwegs, und das machen Künstler momentan viel zu selten. Die Ideenflüchtigen müssen in die Kunst und mir macht es Spaß, in den Paradoxien zu arbeiten.

    FRANK CASTORF, Regisseur

  • IST DA JEMAND? KEINER DA ...!

    50 Jahre bin ich jetzt bei den Gauklern und habe natürlich viel erlebt, auf der Bühne und hinter der Bühne. Gewaltige Gefühlsamplituden von Glück und Verzweiflung, Freude und Frust, Angst und Lust und Schreck ... Schrecksekunden: Jemand hat den Auftritt verpasst.
    Ein Brief wird mit großer Geste entfaltet, um vorgelesen zu werden und ... ist leeeer ... Vertauscht!? Oder ein Scherz der Kollegen?
    Und wieder klingelt ein Handy im Publikum; genau in meine leise Stelle.
    Und nach der Pause ... die Darstellerin, eingegraben in einen Sandhaufen im Beckett-­Stück GLÜCKLICHE TAGE spielt drauf los ... sie ist allein auf der Bühne ... den ganzen Abend ... um ihr Leben könnte man sagen ... da kommt der Inspizient auf die Bühne ... bei geöffnetem Vorhang, winkt ab mit den Händen und sagt ...: „Frau Bergen ...! Es ist niemand mehr im Publikum ...“ 

    Was gibt es traurigeres für uns Schauspieler als: „Es ist keiner da, der uns zusehen will.“ Seit dem 3. November ist das so. Seit 126 Abenden. 127. 128. 129. …

    PETER SIMONISCHEK, Schauspieler

April 2021. Der Probenstart zu Schillers MARIA STUART steht unmittelbar bevor. Wir sind dankbar, dass wir arbeiten dürfen. Theaterproben sind vor allem deshalb auf­regend, weil sie auf ein Ziel zulaufen: die Begegnung eines neuen Kunstwerks mit einem anwesenden Publikum, das mit uns atmet, mitleidet, mit lacht. Was es bedeutet, ohne dieses Ziel, für eine ungewisse Zukunft zu produzieren, haben wir jetzt fast ein Jahr erfahren müssen. Wir haben weitergearbeitet und insgesamt elf ungezeigte und eine gezeigte Premiere für Sie produziert, die wir Ihnen hoffentlich sehr bald präsentieren können. Aber es tut mir trotzdem weh. Es fehlt der Funkenflug zwischen Ihnen im Zu­schauerraum und den Schauspielerinnen und Schauspielern auf der Bühne. Unser Lebens­elixier, wofür wir überhaupt einmal zum Theater gegangen sind: uns zu versammeln, zu Hunderten im selben Raum, um uns im Spiegel einer Geschichte als Menschen und Ge­sellschaft immer wieder neu zu denken und zu spüren. Wenn Schillers Drama um Königin Maria Stuart und ihre Widersacherin Elisabeth beginnt, ist die Titelheldin fast zwei Jahrzehnte in Haft, fast vollkommen isoliert: eine Königin „zu der kein Schall des Trostes, keiner Freundschaft Stimme schallt”, voll „Qual der Ungewissheit”, „die längst kein Menschenangesicht mehr sah”. Wenn auch unser Los dem der Maria gegenüber noch gut zu ertragen sein mag, so können wir derzeit vielleicht mehr denn je ihre Freude nachempfinden, die sie zu Beginn des dritten  Aktes verspürt – wenn sie für kurze Zeit ihre Isolation ver­lassen darf und in Schillers eindringlicher Sprache die neu ge­wonnene Freiheit bejubelt:
„Laß mich in vollen, in durstigen Zügen / Trinken die freie, die himmlische Luft.” Ohne die An­wesenheit der anderen, allein mit uns, können wir uns auf Dauer weder denken noch spüren. Wir verlieren uns. Und das kann verheerend sein, für die Einzelnen und für die Gesellschaft. 

MARTIN KUŠEJ, Regisseur und Burgtheaterdirektor

  • DIE POLITIK HAT ENTSCHIEDEN, DASS KUNST KEINE SYSTEMRELEVANTE ARBEIT IST.

    Einerseits arbeitet es sich himmlisch unter diesen Umständen im Theater: Die Schauspieler*innen sind hochkonzentriert und die Bühnenzeiten lang, weil abends nicht gespielt wird. Alle Beteiligten fokussieren sich hundertprozentig auf FRÄULEIN JULIE. Anderseits ist es zugleich die Hölle, weil unsere Arbeit am Theater sinnlos ist, wenn wir sie niemandem zeigen können, weil wir kein Publikum haben. Und dieser Schwebezustand zwischen Himmel und Hölle verschreckt und beunruhigt mich immer mehr, weil für unsere Kunst der Aufprall nach dem Schwebezustand hart sein wird: Die Politik hat entschieden, dass Kunst keine systemrelevante Arbeit ist, dass sie keine Notwendigkeit für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt ist. Aber ich bin davon überzeugt, dass die Kunst gerade in Krisenzeiten notwendig ist, weil sie dem Kopf neue Welten eröffnet. Eine Zivilisation, die die Kunst nicht schätzt, ist eine barbarische.


    MATEJA KOLEŽNIK, Regisseurin

  • EIN LEERES HAUS

    Ein leeres Haus. Keiner da. Alles wie ausgestorben. Alle ausgestorben? Werden sie zurückkehren? Wir befinden uns nicht etwa in der Realität der Pandemie, falls Sie, liebes Publikum, das dachten. Jedenfalls nicht nur. Die Sätze treffen auch auf unsere Inszenierung von Thomas Bernhards DIE JAGDGESELLSCHAFT am Akademietheater zu: Der Schriftsteller tritt aus der Welt heraus, in der er sich befindet, und blickt auf sie zurück. Thomas Bernhard hat in seinem Stück eine solche Figur geschrieben, vielleicht sogar sich selbst hinein geschrieben, zumindest aber seine Perspektive. Er schreibt die Tragödie auf, in der er sich selbst befindet. Kunst kann das. Das ist ihre Aufgabe, das ist unsere Aufgabe: heraustreten und gesellschaftliche Themen sichtbar machen. Versinnlichen. Die Figuren sprechen gegen ihren eigenen Untergang an, wollen nicht wahrhaben, dass sich die Welt um sie herum verändert hat, sprechen an gegen den Tod. Sie tanzen einen Tanz: einen maroden Wiener Walzer, um sich selbst kreisend und dabei die Welt mit in den Abgrund reißend. 
    Der Schriftsteller dreht sich brav mit, ist aber doch stets auf der Suche nach der Vergangenheit, nach der Geschichte, die darunter liegt, unter dem festen Lack, unter dem Glanz. In unserer Inszenierung äußert sich das durch düstere Bilder, „Blacks“, die wie Flashbacks oder Möglichkeiten einer Vergangenheit oder einer Zukunft wirken. Eines dieser Bilder ist ein leeres Haus. Wir vermissen Sie.

    LUCIA BIHLER, Regisseurin

  • „AND MAY I SAY NOTHING, MY LORD?”

    Das waren Oscar Wildes eigentliche letzte Worte: Die Frage an den Richter, ob er sich denn gar nicht zu den Anklagen äußern dürfte, die ihn schließlich 1895 nach der Uraufführung von Bunbury wegen „schwerer Immoralität“ für zwei Jahre zu Gefängnis und Zwangsarbeit verurteilten. Was hätte er gesagt? Auslöser für den Prozess, den Wilde selbst angestrengt hatte, war eine Karte, die der Vater seines Geliebten öffentlich angeschlagen hatte und auf der stand: „Oscar Wilde, posing as a somdomite“ [sic]. War es für den Dandy-Ästheten und das pedantische Sprachgenie Wilde schon Beleidigung genug, dass in der öffentlichen Anklage das Wort „sodomite“ falsch geschrieben war? Hätte er sich über das Decor des Gerichtssaals mokiert, wie angeblich später über die Tapete seines Sterbezimmer? Auch 126 Jahre später wissen wir es nicht. Meines Erachtens ist das die eigentliche schwere Immoralität unserer Zeit: BUNBURY als banale flotte Tür-auf-Tür-zu Verwechslungssalonkomödie zu begreifen. Im Stück heißt es: Algernon (zu Gwendolen): „Donnerwetter, bist du aber schick.“ Gwendolen: „Bin ich doch immer! Nicht wahr, Mr. Worthing?“ Jack: „Sie sind absolut verkommen, Ms. Fairfax.“ Gwendolen: „Oh, ich hoffe nicht. Sonst könnte ich mich ja nicht mehr weiterentwickeln. Und ich möchte mich doch nach vielen Richtungen weiterentwickeln.“ The importance of being Earnest, also ehrlich, aufrichtig und nicht nur, aber auch zum Schreien komisch zu sein heißt für mich, Wilde weiterzuentwickeln. Vielleicht kriegt er so die Chance „to say something.“ „Every saint has a past, and every sinner has a future.”– Oscar Wilde


    MAVIE HÖRBIGER, Schauspielerin

Die Wohnung, in der ich hier in Wien lebe, hat Ausblick auf ein ziemlich tristes graues Gebäude, das mitten in einer der charakteristisch prunkvollen, schönen Straßen der Stadt merkwürdig platziert ist. Im Erdgeschoß ist ein chinesisches Restaurant, Chuan Fu. Ich habe mir dort oft etwas zum Abendessen holen wollen, aber der Lockdown bedeutet, dass man nur bis sieben Uhr Takeaway bekommt, und ich verpasse es immer. Ich bin besorgt, wie sich COVID auf das Geschäft auswirkt; ich hoffe, es wird überleben, aber es ist möglich, dass diese Ruheperiode bedeutet, dass es bald einen neuen Inhaber der Argentinierstraße 16 geben wird. Die Adresse ist Veränderung gewohnt. Noch bevor Chuan Fu jemals eingezogen ist, bevor das Grundstück in den 1950er Jahren von der Länderbank gekauft wurde, die das palastartige Gebäude abriss und die graue Betonplatte errichtete, die heute dort steht – bevor all das passierte, war es das Zuhause einer der wohlhabendsten Familien Europas: Die Straße war damals als Alleegasse bekannt und das Gebäude als Palais Wittgenstein. Es war das Zuhause des Stahlmagnaten Karl Wittgenstein und seiner Familie, einschließlich seines Sohns Ludwig. Das Palais war eine berühmte Adresse, und die Familie war es gewohnt, Gäste wie Brahms und Richard Strauss zu empfangen, aber der junge Ludwig – vielleicht spürte er, dass er in eine im Verschwinden begriffene Epoche geboren war, vielleicht bedrückte ihn die korrumpierende Macht des Geldes über die menschliche Seele – blieb nicht dort. Geboren als einer der reichsten Männer Europas, verließ er Österreich, verschenkte all sein Geld, und starb in England, als einer der ärmsten Männer Europas. Zwischen seiner Geburt und seinem Tod nahm er aktiv an beiden Weltkriegen teil (auf unterschiedlichen Seiten) und schrieb ein Buch, das, wie er glaubte, alle Probleme der Philosophie gelöst hatte. 

Im Zentrum der Lösung steht, so Ludwig, die Wichtigkeit der Logik.

Im Ersten Weltkrieg wurde Ludwig für seine Tapferkeit geehrt, und es ist wahrscheinlich, dass er jemanden getötet hat. Ich frage mich, was der Unterschied ist, jemanden im Kontext eines Krieges zu töten oder einen Mord zu begehen? Beide Handlungen scheinen völlig unterschiedliche moralische Dimensionen einzunehmen, aber in gewisser Weise sind sie gleich: Sie sind logische Äquivalente. Die Logik gibt dem Denken Wittgensteins eine brutale Klarheit: Er fordert uns heraus, zu fragen, was, das von Bedeutung ist, wirklich über solche Dinge wie Mord, Krieg, Ehre und Pflicht gesagt werden kann, was über das Logische hinausgeht. Und sein Schluss ist etwas erschreckend: Nichts. Die Philosophie tut am besten daran, uns zu erinnern, dass wir häufig schweigen sollten.

Ich bin sicher, dass Vermögen, wie jenes, das die Familie Wittgenstein anhäufte, nie einfach verschwinden – vermutlich sind Karls Erben irgendwo da draußen, vielleicht lesen sie dieses Magazin, obwohl ihr früheres Zuhause jetzt ein chinesisches Restaurant ist. Die Tatsache, dass das Gebäude gewissermaßen immer noch existiert, obwohl es anders in Erscheinung tritt und völlig anders genutzt wird, erscheint angemessen: Sie scheint nahezulegen, dass der Welt eine logische Struktur zugrundeliegt. Die Philosophie, hoffte Ludwig, würde uns helfen, klar zu sehen, was wir schon immer vor uns haben. Worauf die Sicht schon immer frei ist, wenn wir uns nur entscheiden, hinzusehen.


BEN KIDD, Regisseur und Autor

[ˈɛɪ̯liən]

Bedeutung: Utopische Lebewesen fremder Planeten, die uns einen Spiegel vorhalten und uns helfen uns selbst zu helfen.

[ˈtʊpɐvaːrə]

Bedeutung: Besonderer Kunststoffbehälter zum Aufbewahren und Frischhalten von Puppen oder Produktionen, die fertig geprobt wurden, aber aufgrund behördlicher Anordnung nicht gezeigt werden dürfen.

[…ˈmi̯ɛː…, …ˈmi̯ɛːɐ̯]

Bedeutung: Seit einem Jahr immer seltener vorkommendes Ereignis. Verschiebung der Darbietung einer Inszenierung auf unbestimmte Zeit. Die Produktion wird abgepackt und konserviert. Siehe auch -> Tupperware®.

[ˈdʒɛndɐn]

Bedeutung: Stellt eine Grundgesamtheit von Personen her und stellt eine sprachliche  Gleichbehandlung aller Geschlechter (m/w/d) dar. Findet immer mehr Einzug in die gesprochene Sprache, wie auch in Theaterstücke.

RICHARD PANZENBÖCK, Regisseur

  • ZUSAMMEN HABEN WIR MEHR

    Was für ein Glück arbeiten zu dürfen, während die Theater keinen Spielbetrieb haben. Deshalb hatte ich während der Proben das Gefühl, dass jede Minute für jeden von uns kostbar war. Noch dazu eine Komödie machen zu dürfen, etwas, das zunächst uns selbst zum Lachen bringt, bis es für uns zu harter Arbeit wird, damit es eines Tages unsere Zuschauer zum Lachen bringen kann. Wenn das Ensemble wie ein Orchester aufspielt, das auch ohne Noten die stimmigen Töne trifft. Wenn sich die Augen suchen und finden und wenn jeder den anderen großzügig beschenkt. Damit man mit anderen im Theater sitzt und die Welt durch die Schauspielkunst versteht. Wenn alle spüren, zusammen sind wir größer und stärker, zusammen haben wir weniger Angst, zusammen haben wir mehr Mut. Zusammen haben wir mehr. In diesem Mehr sind so viele Farben und jede ist einzigartig. Das gemeinsame Durchdringen des Inhalts, ob leicht oder schwer, ob dunkel oder hell, schweißt alle zusammen und die Suche wird zu einer eigenständigen Energie. Bei den FISKUS-Proben durfte ich so oft diese Momente erleben und sie klingen und schwingen nach. Wie gerne würden wir den Menschen klingende und schwingende Momente wieder schenken … Wir können es kaum erwarten.


    ANITA VULESICA, Regisseurin 

  • Wir sahen im Burgtheater Figuren auf der Bühne und im Proberaum spielten wir die Themen der Stücke Macht, Liebe, Tod und Wahnsinn durch, und fragten uns, wie wir an der Stelle der Figuren auf der Bühne handeln würden? Im Shutdown wurden diese großen existenziellen Fragen zur Privatangelegenheit. Gleichzeitig erzeugte die Pandemie eine Atmosphäre der Angst. Regeln sollten das Schlimmste verhindern. Eine Situation entstand, in der wir uns vereinsamt fühlten. Die Isolation wurde uns zu viel. Das Theater wendet sich an ein Kollektiv. Die Personen auf der Bühne und im Zuschauerraum teilen miteinander ihre Gefühle und Gedanken. Die Probleme brauchen Öffentlichkeit und eine Kultur der Partizipation. Seit über einem Jahr machen die COVID-19-Auflagen eine Theaterarbeit an den Schulen fast unmöglich. Diese Ressourcen, die das Theater schafft, müssen genutzt werden. Ich hoffe darauf, dass wir alle gemeinsam wieder im Theater arbeiten können, im Burgtheater und in der Schule. Es geht um das psychische Wohl der Kinder und Jugendlichen! 


    STEPHAN ENGELHARDT, Lehrer einer Kooperationsschule des BURGTHEATERS, WORKSHOPS und FORTBILDUNG BURGTHEATERSTUDIO

  • Ich freue mich so sehr darauf, bald mit roten Nasen ganz echte, aufgeregte, poetische, lebendige Clowns ins Leben zu locken!

    JAYA HÄRTLEIN LABOR, Clownwerkstatt BURGTHEATERSTUDIO

Zwei Puppen, Teil der Ausstattung von Pelléas und Mélisande

Fear is
Often the beginning point -
Can I do this
Can we do this
Who are these strangers
Do I trust them
Myself?
Within 72 hours, we had our first COVID case
Within 2 weeks, Vienna locked down
Off with the BANG of a terror-attack
Terror, indeed
Terror and fear wrapped around
Like a great thick winter coat
Freshly worn in the crisp mountain air.

The stage lights went dim
PELLÉAS UND MÉLISANDE became our only outlet

We had to trust our bubble
With more than just our emotional bodies
Our lives
Alongside husbands, wives, children at home
If lucky
For many, home was across again forbidden borders.
We had each other
Who knows how long
Keep working
Keep working

The sick and dying Kingdom of Arkel
Held up a mirror to Nature:
Innocent strangers on the sidewalk
Tram
At exotic, much needed salami shopping sprees at Spar:
Are you my enemy, new friend?
Might you infect me today
Kill me tomorrow?
Vulnerability reigned
Risk flourished:
Nothing else to lose now.
These walls built to hold it all

LAUGHTER, PASSION, RAGE, EXHAUSTION


DANIEL KRAMER, Regisseur 

  • Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Teilhabe an Theater, Kunst und Kultur, auch und gerade jetzt in Krisenzeiten. Und diese Teilhabe ist nicht nur ein Recht aller Kinder, sondern auch eine Verpflichtung aller Länder. Es ist wichtig, für jeden jungen Menschen gleiche Chancen zu schaffen und notwendig, dass wir als Theater uns dieser Aufgabe annehmen. Dafür sorgen, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen durch Förderung der Fantasie und Empathie die Welt gesund und nachhaltig zu gestalten. Für unser Zusammenleben spielt Theater eine zentrale Rolle. Es ist ein Ort der Auseinandersetzung und der Meinungsbildung, der ermöglicht, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen eine Welt zu erschaffen, in der wir besser leben können. Deswegen freue ich mich besonders auf NUR EIN TAG, da dieses Stück einfühlsam, liebevoll, kindgerecht und poetisch große Lebensfragen verhandelt und Fragen der Kleinen über das Leben sehr ernst nimmt. Mit unbändiger Offenheit verhandelt der Text die Endlichkeit unseres Daseins, feiert den Augenblick, lässt uns über das Leben nachdenken, warum wir hier sind, was wirklich wichtig ist, was jede Minute lebenswert macht und zeigt auch auf, dass es eine Frage der Perspektive ist, wie sich das eigene Leben anfühlt. 

    ANJA SCZILINSKI, Regisseurin, Leiterin BURGTHEATERSTUDIO

  • Mein Wunsch: eine Gruppe von Menschen, ein Sprechchor, in einem Proberaum des Theaters, die großen Texte, die alten Griechen im Mund führend: „Sage mir Muse die Taten ...“ Und auf das Sinnliche freue ich mich! Das Riechen, Schmecken, Fühlen, die Zwischentöne, das Gemeinsame. Dass wir trotz allem und jetzt erst recht, mit oder ohne Zellulose vor dem Mund – das kann uns nicht abhalten – unsere Stimmen erheben. 

    KATRIN ARTL, Fortbildung für Lehrkräfte zu Richard II. und LABOR Stimme, Klang & Körpersprache online / analog BURGTHEATERSTUDIO
     

  • Ich freu mich auf Menschen, die ich noch nicht kenne, auf unbeschwerte Spiele und auf die Geschichten und Figuren, die auf der Impro-Bühne erschaffen werden.

    ANNA MANZANO, LABOR Improvisation II BURGTHEATERSTUDIO

THEATERPROBEN CORONA

Ein neues Stück beginnt
Ein geschriebenes Stück
Ein Stück Weges gemeinsam
Ein Stück Geschichte
Ein Stück eigenes Leben

Menschen treffen aufeinander
In einem bekannten Raum
schwebt ein Raum im Raum
Ein dunkler Raum
Ein unbekannter Raum
Keine Karpaten zu sehen
Keine Koffer, Züge, Busse,
Keine Endstation
Ein Grab vielleicht
Eine Trauer

Schwarze Kleider
Bunte Tücher
Schwarze Tücher
Verhüllen, Enthüllen
Masken
Die Not in Siebenbürgen
Aus- und Einwanderung
Immer wieder umgesiedelt
Erste und zweite Heimat
Heute reisebeschränkt
Der Wald abgeholzt
Nicht mehr nachbepflanzt

Weint die Natur
Niemand scheint ihre Sprache
zu verstehen
Der Berg stolz
Er besteht
Traurig oder nicht
Blickt zurück
Nackt
Wald und Berg
Was werden sie später
zu sagen haben
über diese Welt
und ihre Verbrechen

Eine Familie
Die Frauen erinnern sich
Wie alles war
mit der Politik
und daheim
Der dunkle Raum
wird zum Erzählraum
Momente der Flucht
Lieder Tänze
Flecken

ELISABETH AUGUSTIN, Schauspielerin

 

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