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Fragebogen #1 zu: LÄRM. BLINDES SEHEN. BLINDE SEHEN!

Fragebogen
Wolfgang Schlögl

Am 4. September besuchte der österreichische Musiker Wolfgang Schlögl aka I-Wolf die Österreichische Erstaufführung von LÄRM. BLINDES SEHEN. BLINDE SEHEN! von Elfriede Jelinek in der Regie von Frank Castorf im Akademietheater. Wie es Schlögl mit dem neusten Stück der großen Sample-Künstlerin der Theaterliteratur ergangen ist, lesen Sie hier.
 

 

Dörte Lyssewski, Mehmet Ateşçi̇, Marie-Luise Stockinger, Marcel Heuperman, Andrea Wenzl
© Matthias Horn
In unserer Rubrik FRAGEBOGEN laden wir bekannte Gesichter zu einer Vorstellung ins Burgtheater und befragen sie zu ihren Eindrücken.

WAS HABEN SIE ALS LETZTES GETAN, BEVOR SIE SICH AUF DEN WEG INS THEATER MACHTEN?

Hab mich aufgestylt!


WAS HATTEN SIE AN? SIND SIE AUFGEFALLEN? IST IHNEN IRGENDJEMAND INTERESSANTES IM FOYER AUFGEFALLEN?

Da es eine Premiere war, konnte ich einige bekannte Augenpaare über der Mund-Nasen-Maske erkennen. Da waren natürlich Burgtheaterdirektor Martin Kušej, aber auch der ÖVP-Mann Andreas Khol und ich glaube, ich bin neben der Influencerin DariaDaria gesessen, aber ich hab mich nicht getraut sie anzusprechen. 


WENN SIE DEN NAMEN ELFRIEDE JELINEK HÖREN, DANN...

bin ich aufgeregt und neugierig, welche ungeahnten Assoziationsketten ihre Sprache in mir auslöst. 


WAS HABEN SIE ALS LETZTES GEDACHT, BEVOR DAS LICHT IM ZUSCHAUERRAUM ERLOSCH?

„Der Riesenkopf auf der schon offenen Bühne erinnert mich an den Film 'Zardoz' von John Boorman mit Sean Connery und Charlotte Rampling.“ Das ist natürlich eine positive Referenz für mich.

 

WORÜBER HABEN SIE WÄHREND DER VORSTELLUNG GELACHT?

Ich hab allerdings einige Male sehr gelacht über die grotesken Figuren des Stückes, aber es waren auch die Kostüme, die Bühne und natürlich die Sprach(de)konstruktionen, die mich immer wieder schmunzeln bis laut auflachen ließen. 


THEATERSCHLAF IST KEINE SCHANDE. WAREN SIE WACH?

Haha, dieses Stück ließ mich nicht eindösen, aber ohne Namen zu nennen, gab es da schon Personen aus Politik und Kultur, die anscheinend ein geheimes Schläfchen im Halbdunkel hielten ...


KÖNNEN SIE SICH AN IHREN ERSTEN GEDANKEN, IHR ERSTES GEFÜHL NACH VORSTELLUNGSENDE ERINNERN?

Meine ersten Gedanken waren: „Wow! War das Black zehn Sekunden vor dem echten Ende ein technisches Hoppala? Aber wurscht. Sofort Liebe für dieses Stück!“ Ich gebe zu, bei mir läuft bei Theater- und Filmvorführungen quasi immer auch das Making-Of mit. Der nächste Gedanke war: „Castorf ist sehr gut gekleidet.“ 


HABEN SIE SICH VOM THEATER VERSTANDEN GEFÜHLT? HATTEN SIE LUST, AUF DIE BÜHNE ZU TRETEN UND MITZUMISCHEN?

Als ich noch viele Konzerte spielte, hatte ich auf Festivals Angst, wenn immer ein Typ mit Didgeridoo unterm Arm auf der Seitenbühne auftauchte, um mit meiner damaligen Band „mit zu jammen“. Davor hatte ich richtig Horror! Deshalb würde ich es selbst als etwas anmaßend empfinden, auf die Bühne zu springen und mitzumachen, haha! Aber natürlich hat der Theaterabend in meinem Kopf ganz herrlich eingewirkt. Vielleicht hat das Stück mich dazu inspiriert, in meinem musikalischen Feld in eine ähnliche Richtung zu forschen ...


HABEN SIE ETWAS VERSTANDEN, DAS SIE VORHER NOCH NICHT VERSTANDEN HATTEN?

Ja, mein Erkenntnisgewinn lässt sich allerdings nicht in einen Satz gießen oder bemessen, es sind die Zusammenhänge von Mensch, Tier, Ökologie, Machtstrukturen, Kapitalismus, Natur und Gesellschaft und ihre gegenseitigen Anknüpfungspunkte, die meine Gedanken auf gesunde Weise aufgerüttelt und resortiert haben. 


GAB ES EINE SZENE, DIE SIE SICH GERNE NOCHMAL IN DER WIEDERHOLUNG ODER IN ZEITLUPE ANSEHEN WÜRDEN?

Die Stelle mit den „dreckigen Zehennägeln“ im rewind, bitte!

 

GAB ES EINE SZENE, DIE SIE GERNE GANZ SCHNELL WIEDER VERGESSEN WÜRDEN?

Nein, auch die schmerzhaft harten Szenen, wie die mit den Schlachtungstextstellen, will ich nicht verdrängen.


NACH DER PREMIERE WÜRSTELSTAND ODER SUSHI? SEKT ODER BIER?

Käseplatte und Wein! 


WENN SIE SICH EINE*N GESPRÄCHSPARTNER*IN WÜNSCHEN DÜRFTEN, UM SICH ÜBER DEN ABEND AUSZUTAUSCHEN, WER WÄRE DAS? HÄTTEN SIE SCHON EINE ERSTE FRAGE AN DIE PERSON?

Spannend wäre für mich, mit Homer über dieses Stück zu sprechen. Wäre er über die Montagetechnik im Text erzürnt? Würde er es gutheißen, heutige Zusammenhänge verstehen? Welche Ansagen im Stück sind allgemein gültige Aussagen? So viele Fragen würde ich ihm stellen ... ! 


WAS BEDEUTET LÄRM FÜR SIE? VON WELCHER ART LÄRM FÜHLEN SIE SICH ANGEZOGEN?

Ich gebe es zu, ich liebe Industriegeräusche. Als Musiker habe ich auch über die Jahre viele Klänge, die man als Lärm bezeichnen würde, zu Samples verarbeitet, die ich dann für Film- oder Theatermusiken weiterverwende. Ein Geräusch, dass ich liebe, ist am Bahnhof das Aufladen des Trafos einer Elektro-Lok. Bei dem Vorgang kann man eine natürliche Tonleiter hören. Dann liebe ich noch Turnschuhe in der Waschmaschine und Metallbesteck, das gegen Zähne schlägt. 


WENN SIE FÜR EINEN TAG KIRKE WÄREN, WEN WÜRDEN SIE WARUM IN WAS VERZAUBERN?

Als Kirke würde ich Kurz, Nehammer und Konsorten für einen Tag in afghanische Frauen und Mädchen verwandeln. Manchen Entscheidungsträgern fehlt es an Einfühlungsvermögen. Vielleicht würde so ein Zauber diesen Menschen helfen, sich in Zukunft nicht nur von Populismus leiten zu lassen, sondern humanistische Entscheidungen zu treffen.


HABEN SIE NOCH EINE ANTWORT, FÜR DIE SIE HIER KEINE FRAGE GEFUNDEN HABEN?

Lärm ist Leben, Lärm lebt.

Zur Person

Der Wiener Musiker, Produzent, DJ und Politikwissenschaftler Wolfgang Schlögl spielt seit seinem fünften Lebensjahr Klavier, später Cello und Bass – seit 1991 stehen Sampling und Computerproduktion im Mittelpunkt seines musikalischen Interesses. Von 1997 bis 2014 spielte er in der Band Sofa Surfers, seit 2002 arbeitet Schlögl unter dem Pseudonym I-Wolf, er heimste insgesamt fünf Amadeus-Trophäen ein. 

Mehr zum Stück
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Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!

Akademietheater
Elfriede Jelinek
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