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Wir gedenken Peter Simonischek

Unser Ensemblemitglied und Ehrenmitglied des Burgtheaters Peter Simonischek ist am 29. Mai 2023 im Kreise seiner Familie in Wien verstorben.

Mit Peter Simonischek verliert das Burgtheater einen liebevollen, fürsorglichen Kollegen, einen Freund, einen Herzensmenschen, eine überragende Persönlichkeit. Einen Menschen, der Stellung bezog, der Interesse an den Themen der Zeit hatte und für seine Meinung eintrat.

Peter Simonischek
© Katarina Šoškić

Gedenkfeier

IN MEMORIAM PETER SIMONISCHEK

Am 5. November im Akademietheater

Um an den großen Schauspieler und Kollegen zu erinnern, würdigen Weggefährt*innen sein künstlerisches Werk und erzählen von persönlichen Begegnungen. 

Mit Wolfram Berger, Regina Fritsch, Dorothee Hartinger, Roland Koch, Michael König, Dörte Lyssewski, Barbara Petritsch, Udo Samel & Christian Stückl
Musik: Franz Bartolomey, Matthias Bartolomey

Erinnerung: Peter Simonischek liest Andrij Bondarenko am 24. Februar 2023
Peter Simonischek liest Andrij Bondarenko - Im Rahmen von AUTORINNENTHEATER KYJIW / WIEN

Verabschiedung

Die Trauerfeier des Burgtheaters für sein Ehrenmitglied Peter Simonischek fand am 16. Juni 2023 auf der Feststiege Volksgartenseite statt.

 

Nachruf

Peter Simonischek wurde 1946 in Graz geboren. Nach dem Besuch der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Graz führten ihn erste Engagements in die Schweiz, ans Staatstheater Darmstadt und ans Schauspielhaus Düsseldorf. Von 1979 bis 1999 gehörte er zum Ensemble der Berliner Schaubühne und arbeitete dort u.a. mit Peter Stein, Klaus Michael Grüber, Luc Bondy und Andrea Breth.

Szenenfoto The Who and the What, Peter Simonischek und Aenne Schwarz
The Who and the What: Afzal (Peter Simonischek) und Zarina (Aenne Schwarz).
© Reinhard Werner

Bei den Salzburger Festspielen spielte er 1982 die Titelrolle in Goethes TORQUATO TASSO. Zwanzig Jahre später dann acht Jahre lang bis 2009 verkörperte er den JEDERMANN in der Inszenierung von Christian Stückl.

Seit der Spielzeit 1999 gehörte Peter Simonischek zum Ensemble des Burgtheaters. Im Jahr 2016 wurde er zum Kammerschauspieler ernannt und ist seit 2019 Ehrenmitglied. Das weite Spektrum seiner Rollen, denen er seinen so wandelbaren wie nicht zu verwechselnden darstellerischen Stempel aufdrückte, reichte von Shakespeares Oberon und JULIUS CÄSAR über Hofmannsthals UNBESTECHLICHEN und Schnitzlers Hofreiter bis hin zu Gustav Heink in Hermann Bahrs KONZERT und Yvan in KUNST von Yasmina Reza. Immer wieder arbeitete er während dieser Zeit auch mit Andrea Breth, zuletzt 2012 war er Friedrich Wilhelm in Kleists PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG. Für seine einfühlsame Verkörperung des Afzal in THE WHO AND THE WHAT von Ayad Akhtar erhielt er den Nestroy in der Kategorie „Bester Schauspieler“. Unvergesslich auch sein Mendel Singer in Joseph Roths HIOB und zuletzt Matthias in Simon Stones KOMPLIZEN, um nur einige zu nennen. Er arbeitete u.a. mit Andreas Kriegenburg, Karin Beier, Philipp Tiedemann, Thomas Langhoff, Peter Zadek, Alvis Hermanis, Jan Bosse und Felix Prader.

Porträtfoto von Peter Simonischek
Peter Simonischek
© Sergi Pons

Auch das Medium Film begleitete ihn seit 1979. Über seine Theaterarbeit hinaus wirkte Peter Simonischek in zahlreichen Filmen mit, u.a. von Axel Corti, Margarete von Trotta und Julian Pölsler. Peter Simonischek erhielt für seine Titelrolle in TONI ERDMANN (2016) als erster österreichischer Schauspieler den europäischen Filmpreis als bester Darsteller. Der von der Kritik hoch gelobte Film, eine deutsch-österreich.-rumänische Gemeinschaftsproduktion galt als unbestrittener Publikumsrenner bei den Filmfestspielen in Cannes und wurde mit dem Fipresci-Preis der internationalen Filmkritiker- und Filmjournalisten-Vereinigung ausgezeichnet und wurde für den „Auslands-Oscar“ nominiert.

Peter Simonischek wurde zahlreich ausgezeichnet – neben den genannten Preisen der deutsche Kritikerpreis, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, die Mitgliedschaft in der Akademie der Künste (Berlin), das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien und die Verleihung des Professorentitels und der Ehrendoktorwürde.

Das Burgtheater verliert einen vielschichtigen, vielseitigen und großartigen Künstler. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei seiner Familie. 

Einen Auszug von Peter Simonischeks Rollen am Burgtheater finden Sie hier.

Martin Kušej über Peter Simonischek:

„Der Tod von Peter Simonischek hat mich sehr betroffen gemacht. Uns verband aufgrund unserer ähnlichen Biografie und ländlichen Herkunft eine besondere Freundschaft und Arbeitsbeziehung. Wir kannten uns näher seit der Zeit, als er in Salzburg den Jedermann gespielt hat und ich war sehr froh, ihn dann hier in Wien im Burgtheater-Ensemble wieder zu treffen. In den letzten vier Jahren war er mir ein aufgeschlossener und spannender künstlerischer Gesprächspartner sowie ein verlässlicher Kollege mit hohem theatralischem Verstand und Phantasie. Dazu ein Mensch mit Handschlagqualität und immenser Erfahrung.

Als Schauspieler hat ihn eine besondere Sensibilität und eine Art Schlauheit ausgezeichnet. Dieses eigenwillige Hineinfühlen in die Figuren, die er gestaltet und gespielt hat, erzeugte eine ganz spezielle Aura, sobald er auf der Bühne war. Und diese setzte sich fort, nach unten, nach draußen in den Zuschauerraum und damit in die Herzen und Seelen derer, die seiner Kunst beiwohnten. Sie war es auch, der er in seiner besten Filmrolle, nämlich als Toni Erdmann, ein unvergängliches Denkmal setzte.
Ohne Zweifel gehörte er zu den ganz großen Darstellern in diesem Land, der sich seine Sporen erst in der Schweiz und später vor allem in Deutschland verdient hat, bevor er 1999 fest ans Burgtheater gekommen ist. Hier hat er im Lauf der Jahre viele große und unvergessliche Rollen gespielt; darüber hinaus hat ihn aber auch seine klare und offene Meinung, sein dramatisch-szenisches Wissen und sein hohes künstlerisches Bewusstsein zu einem wichtigen Vorbild reifen lassen. Seine Karriere wurde verdientermaßen mit der Ehrenmitgliedschaft des Burgtheaters gekrönt. Wir haben mit ihm einen tollen und außerordentlichen Kollegen und Freund verloren. Wir alle, das Burgtheater, aber auch sein Publikum und die Menschen dieser Stadt und dieses Landes werden uns mit einer besonderen Trauerfeier im Burgtheaters von ihm verabschieden.“

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