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Musen und Dämonen

Burgtheaterstudio
Lesedauer 3 Minuten

Welche Zauber-, Spuk- und Fantasiegestalten uns im Leben begleiten, bestimmen oder begeistern, wird in den Projekten der Jungen Akademie mit verschiedenen Menschen aus Wien erforscht.
Zwei Projekte zu diesem Thema kamen am 11. Februar 2023 im Kasino am Schwarzenbergplatz zur Aufführung: Geist-Reich und 352 Tage – eine Auseinandersetzung mit dem Krieg in der Ukraine.

Anja Sczilinski, künstlerische Leiterin des Burgtheaterstudios und der Jungen Akademie, hat die beiden Künstlerinnen und Theaterpädagoginnen Katrin Artl und Anna Manzano im Nachgang zu ihren Projekten interviewt.

Teilnehmer*innen der Jungen Akademie 2023 in 352 Tage
© Nadiia Mykolaienko
KATRIN ARTL In unserem Stück GEIST-REICH beschäftigten wir uns mit der Frage, ob es Geister oder im weiteren Sinne übernatürliche Dinge gibt und welche Bedeutung sie für uns haben. Da die Teilnehmer*innen zwischen 9 und 72 Jahre alt waren, gab es darauf ganz unterschiedliche Sichtweisen: Von gruseligen Kleiderständern in der Dunkelheit bis zu Wahrnehmungen von verstorbenen Freund*innen war alles dabei.

ANNA MANZANO Die Idee zu 352 Tage ist während eines Projekts entstanden, bei dem wir Geschichten aus unserem Leben erzählt haben. Mir fiel auf, dass Nastia, die aus der Ukraine kommt, oft nichts sagte. So haben wir begonnen, darüber zu sprechen, wie schwierig es für uns ist, zu entscheiden, was wir sagen können und wollen. Da war manchmal ein Stocken, ein Zögern, eine Ratlosigkeit. Der wollten wir nachgehen.
ANJA SCZILINSKI Was unterscheidet die Geister, die uns im Alltag begleiten, von Träumen?
AM Vor allem gibt es Gemeinsamkeiten. Beide sind unsichtbar, aber dennoch präsent. Beide haben mit dem zu tun, was uns nicht ganz bewusst ist. Beide eröffnen eine andere Ebene als die, die wir bei Tageslicht sehen.

KA Wenn Träume Scheinbilder sind, dann sind Geister auch Scheinbilder – oder Abbilder. In Träumen verarbeiten wir das Alltägliche. Ich glaube, Geister gehen darüber noch ein bisschen hinaus. Sie öffnen die Tür in eine andere Welt.

Kollektives Fehlgeleitet-Sein hat auch etwas Geisterhaftes

AS Gibt es Geister, die etwas Zauberhaftes haben oder die unser Leben bestimmen?
AM Vielleicht Tote, die noch da sind und uns leiten, oder Ideen, die wir aufgreifen und die unser Handeln sehr stark bestimmen. So etwas wie eine Muse ist auch eine Art Geist oder Zauber. Wenn du auf einmal eine gute Idee hast, hat das für mich was mit Herum-Geistern zu tun. Kollektives Fehlgeleitet-Sein hat auch etwas Geisterhaftes. Oder Dämonisches. Ja, Musen und Dämonen.
AS Welche Traumbilder, Geister, Zauber- und Fantasiegestalten begleiteten euch in eurem Projekt?
AM Albträume vom Krieg, die leider keine Albträume sind, sondern Wirklichkeit. Dann die Konstrukte von „Wir“ und „Ihr“, die im Grunde auch nur eine Einbildung sind. Ich glaube, wir hätten uns gern nur mit Geistern als Fantasiegestalten beschäftigt, aber leider ist die Wirklichkeit in unser Stück eingedrungen. Der Albtraum des Kriegs hat Auswirkungen auf den Zauber oder die Traumwelt. Ich glaube aber, die Konfrontation mit diesen Grausamkeiten war definitiv auch sinnvoll – das Theater ist ein Mittel, einen Umgang mit ihnen zu finden, und ermöglicht einem, mit diesen Bildern im Kopf weiterzuleben.
AS Hast du Träume für die Zukunft oder für euer Projekt?
KA Mein schönster Traum bezüglich des Projekts wäre, dass sich die Teilnehmer*innen so mit dem Thema verbunden haben, dass sie tatsächlich spüren, dass es ihre Geschichten sind, die auf der Bühne verhandelt werden.

AM Mein Zukunftstraum ist, dass der Krieg endet und ich Nastia in der Ukraine besuchen kann. Und es wäre schön, wenn sich aus diesem Treffen noch andere, neue Projekte entwickeln. Wenn die theatralische Begegnung zwischen den Ukrainer*innen und den Leuten, die schon länger in Wien wohnen, nicht mit den Präsentationen am 11. und 24. Februar 2023 endet.
Junge Akademie 2023
Junge Akademie 2022/23
© Burgtheaterstudio

Anja Sczilinski

hat an der Universität der Künste Berlin studiert und ist seit 2001 als Theaterschaffende im deutschsprachigen Raum und in Südamerika tätig. Seit 2019 leitet sie das Burgtheaterstudio.

Katrin Artl

arbeitet seit dreizehn Jahren als Theaterpädagogin am Burgtheater und ist regelmäßige Referentin am Institut für angewandtes Theater und der Pädagogischen Hochschule Wien.

Anna Manzano

ist Theatermacherin und Theaterpädagogin. Sie arbeitet seit dreizehn Jahren am Burgtheater. Außerdem leitet sie die Theatergruppe SPIGL, die improvisiertes mit inszeniertem Theater verbindet.

Zum Projekt
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Junge Akademie 22/23

Burgtheaterstudio
RÜCKBLICK: Zwei Theaterprojekte zum Thema Geister/Du bist nicht allein
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JUNGE AKADEMIE: Geist-Reich

Theaterprojekt für Familien (Gleis 21 & Burgtheaterstudio)
Für junges Publikum

Wie Ida einen Schatz versteckt und Jakob keinen findet

Vestibül
Andri Beyeler

Wutschweiger

Vestibül
Jan Sobrie & Raven Ruëll | Aus dem Flämischen von BARBARA BURI

Mehr als alles auf der Welt

Akademietheater
kreiert von 1927 , geschrieben von Suzanne Andrade | aus dem Englischen von Robin Detje

Nachtschattengewächse

Vestibül
Johannes Hoffmann

Dschabber

Vestibül
Marcus Youssef | Deutsch von BASTIAN HÄFNER

Monster

Vestibül
David Greig | Deutsch von Barbara Christ

Lesen & Lauschen: Der glückliche Prinz & Die bedeutende Rakete

Vestibül
Oscar Wilde

Des Kaisers neue Kleider

Kasino
Ein Familienstück frei nach Hans Christian Andersen | Bühnenfassung von WOLF-DIETRICH SPRENGER. In einer Neubearbeitung von RÜDIGER PAPE und SABRINA ZWACH
Magazin #15: Zauber

Musen und Dämonen

Burgtheaterstudio
Anja Sczilinski, Katrin Artl und Anna Manzano über den Prozess des Theatermachens und über Geister. Sowohl eingebildete als auch reale.

Schreibweisen #7: Die Hoffnung auf ein besseres Leben

Schreibweisen
Wie geht es Autor*innen am Schreibtisch? Ein Porträt über THOMAS PERLE, Sprache und seinem Stück KARPATENFLECKEN.

Reflektion über das Verschwinden

Bilder vom Theater
Das Gespräch mit Lisa Rastl führte Anne Aschenbrenner.

Fragebogen #7: DIE EINGEBORENEN VON MARIA BLUT

Fragebogen
Wir luden die Sozialanthropologin, Künstlerin und Aktivistin Anahita Neghabat zu einer Vorstellung von DIE ENGEBORENEN VON MARIA BLUT ein. Ihre Eindrücke hielt sie in unserem Fragebogen fest.

Wer hat den Menschen ersonnen?

Fundstück
Copyright auf den menschlichen Körper? Am 18. März 2023 kam das von Dead Centre inszenierte Stück KATHARSIS zur Premiere. Grundlage war der Fragmentroman „Unrast“ von Olga Tokarczuk, aus dem wir hier einen Ausschnitt präsentieren.

Probenbesuch: DREI WINTER

Ein Probenbesuch mit Tena Štivičić bei den Proben ihres Stücks DREI WINTER.

Kroatien 2023

In DREI WINTER beleuchtet die Autorin Tena Štivičić die kroatische Geschichte in historischen Rückblicken. Was können wir aus der Vergangenheit lernen? Die Historikerin Marie-Janine Calic über Kroatien 2023.

EDITORIAL #15

von Jeroen Versteele & Victor Schlothauer
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