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Nachgefragt bei: Thorleifur Örn Arnarsson

Thorleifur Örn Arnarsson, geboren 1978 in Reykjavík ist Schauspieldirektor an der Volksbühne in Berlin. In der Spielzeit 2019/20 inszeniert er zwei Stücke am Burgtheater: "Die Edda" feiert am 19. Oktober Premiere, "Peer Gynt" im April 2020. Wie prägend ist die Edda für Thorleifur Örn Arnarsson? Zwei erste Antworten aus dem Programmheft.

Ist die Edda in die DNA der Isländer*innen eingeschrieben?

Wir sprechen immer noch dieselbe Sprache –  anders als der Rest von Skandinavien. Unsere Sprache hat sich kaum geändert. Ich kann die alten Sagas ohne Übersetzung lesen. Wir haben eine direkte Verbindung zu diesen Geschichten, und die erklären uns, woher wir kommen und wer wir sind. Dazu kommt, dass wir von 1242-1944 eine Kolonie waren – erst unter einem norwegischen König, später unter einem dänischen. In dieser Zeit war das Leben in Island ständig bedroht durch Naturkatastrophen, Krankheiten und unfassbare Armut. Mit unserer Selbstständigkeit im Jahr 1944 begann ein Neuaufbau - vom ärmsten Land Europas zu einem Land mit skandinavischem Wohlstandsniveau. Die alten Mythen stammen 1514 aus der Zeit, als wir noch selbstständig waren, dann folgten 700 Jahre Kolonialzeit – sie lebendig zu halten ist unsere Art, die Selbstständigkeit wie in einem kollektiven Gedächtnis zu bewahren.

Wie präsent ist der Edda-Mythos in Island?

Sehr! Weil er so tief mit unserer Natur und der Geschichte unseres Landes verbunden ist. Die Edda ist nicht ein Glaube im Sinne einer Religion, sondern eine Ergänzung zum körperlichen Leben. Das ist unser Weg, uns die Welt zu erklären und unser Erlebnis von Zeit und Raum und Existenz. Es ist kein Glaube von oben nach unten, sondern es ist ein Glaube von den Menschen für die Menschen. Deswegen hat der Mythos diese tiefe Resonanz bis heute. In der Edda-Welt wird beschrieben, wie die Götter entstehen und wie sie untergehen. Und wie die Menschen ihren Platz einnehmen. Vielleicht waren sie immer ein und dasselbe, da die Götter genauso menschlich sind, wie Menschen manchmal göttlich sind. Die Geschichten der Edda sind nicht wie die der Bibel in einem über tausend Jahre alten Machtsystem immer mehr verfeinert worden. Sie ist schon der in der Erzählung geformte und verarbeitete Mythos und damit Kunst geworden.
 

Thorleifur Örn Arnasson
© Meike Kenn
Szenenfoto Die Edda, Dietmar König, Elma Stefánia Ágústsdóttir, Stacyian Jackson
Dietmar König, Elma Stefánia Ágústsdóttir, Stacyian Jackson
© Matthias Horn
DIE EDDA

im Burgtheater, ab 19. Oktober

Regie: Thorleifur Örn Arnarsson

"Die Edda" ist die Geschichte vom Anfang und vom Ende der Welt, ein gewaltiger isländischer Schöpfungsmythos, der von Göttern, Riesen und Zwergen erzählt, von ihren gescheiterten Hoffnungen und der Sehnsucht nach Neubeginn und Erkenntnis.

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