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Verlorene Posten. Über Alleinherrschaft

Staatstragende Versammlungen in autoritären Systemen dienen nicht der Abstimmung nach Mehrheit, sondern der Einflüsterung. Carl Schmitt hat den Stab aus Berater*innen und ministerialen Intrigant*innen, der sich zwangsläufig um die mächtigsten Entscheidungsträger im Staat bildet, einmal den „Vorraum“, den „Korridor“ zur Macht genannt. Die Theaterliteratur von Shakespeare über Schiller und Kleist bis Heiner Müller ist voll von Bewohner*innen dieses Vorraums, denn ihr dramatisches Potential ist enorm. Häufig stellen sie für die König*innen den letzten Zugang zur Realität dar (oder sollte man besser sagen, sie verstellen ihn?), und je weiter ihre Manipulationskraft reicht, desto verlorener die Posten, auf dem die mächtigsten Menschen mit wachsender Verzweiflung und Einsamkeit noch stehen. Schillers Königin Elisabeth, die Einsamste, Unfreiste, sagt, von ihren Beratern bedrängt: „O Sklaverei des Volksdiensts!“ Steht der Zuwachs an Macht proportional zum Zuwachs an Ohnmacht? Kann man verlieren, indem man gewinnt? Handeln die furchtbarsten Machthaber deshalb wie von der Tarantel gestochen? Fest steht, auch die Königin in ihrem Palast ist an die Grenzen der Physis gebunden, an die Unzulänglichkeit ihres Verstandes, an ihre Sterblichkeit.

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