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Keiner wie Einar

 

1. Dreiundvierzig Minuten Applaus gab es für Einar Schleefs Inszenierung von Elfriede Jelineks EIN SPORTSTÜCK 1998 am Burgtheater, auch das machte ihn zur Legende. Die Autorin hatte sich Einar Schleef ausdrücklich als Regisseur gewünscht, galt er doch aufgrund seiner Form des chorischen Theaters als „Herr der Chöre“.

2. Geboren wurde Einar Schleef wurde am 7. Jänner 1944 in Sangerhausen, er starb in Berlin am 21. Juli 2001, also vor zwanzig Jahren. Aus diesem Anlass widmet ihm das Burgtheater ein zweitägiges Symposium, DAS KRAFTWERK.

3. Schleef hasste Sachertorte. Also er doch mal eine kaufte, verfütterte er sie aus Ekel an die Tauben im Volksgarten. 

4. Als Jugendlicher fiel Einar Schleef aus einem fahrenden Zug und musste aufgrund seiner Verletzungen ein ganzes Jahr im Krankenhaus verbringen.

5. Einar Schleef belegte 1982 beim Bachmannpreis-Wettlesen den dritten Platz. 

6. Bereits als 9-Jähriger hat Einar Schleef begonnen Tagebuch zu schreiben und hat es bis zu seinem frühen Tod immer wieder überschrieben und kommentiert.

7. Verheiratet war Schleef nie, aber er hatte vier Kinder von vier verschiedenen Frauen.

8. Schleef stotterte von Kindheit an, es gelang ihm erst durch Bühnenauftritte dies zu überwinden.

9. In den 1960er Jahren arbeitete Schleef als Comiczeichner.

10. Weil er einen Professor beleidigte, flog Einar Schleef von der renommierten Kunsthochschule Weißensee.

11. Immer wieder erwiesen sich seine Ideen als nicht realisierbar. In seinen sechs Jahren am Frankfurter Theater inszenierte Schleef nur zwei Stücke. 

12. Schleefs Inszenierung von Elfriede Jelineks DAS SPORTSTÜCK am Wiener Burgtheater umfasste 142 Darsteller*innen und dauerte in der Langfassung über 7 Stunden.

13. Ein großer Teil der von Schleef geplanten Arbeiten konnte nie realisiert werden: Schleef, gelernter Bühnenbildner, war angetreten, den Theaterraum aufzulösen. 

14. Nach einem Wien-Aufenthalt 1976 ist Einar Schleef nicht mehr in die DDR zurückgekehrt. Er hatte die Erlaubnis, für Verhandlungen mit dem Burgtheater in den Westen zu fliegen, blieb und kehrte erst nach dem Fall der Mauer wieder zurück. Er habe aber, so betonte er stets, immer wieder unstillbares Heimweh empfunden. 

15. In den Endproben zu EIN SPORTSTÜCK fiel Schleef vor dem damaligen Intendanten Claus Peymann vor versammeltem Theater auf die Knie, um mehr Probenzeit auf der Bühne zu bekommen. Er bekam sie. 

16. Ein überlieferter Dialog. Ein Regisseur: “Ich inszeniere gerade Kirschgarten von Anton Tschechow.” Schleef: “Und? Haben sie einen Panzer auf der Bühne?” Regisseur (verwirrt): “Äh, nein!” Schleef: “ Schon falsch!”

17. Schleef schrieb seinen Roman "Gertrud" über seine Mutter in drei verschiedenen Fassungen, bis er endlich zufrieden war.

18. In der österreichischen Mediathek sind einige multimediale Dokumente zu Einar Schleef archiviert und für die Öffentlichkeit nach dem Lösen eines Tickets zugänglich, so zum Beispiel der Premierenmitschnitt der Uraufführung von "Der Golem in Bayreuth" am Wiener Akademietheater aus 1999 oder Mitschnitte der legendären Inszenierung DAS SPORTSTÜCK. 

19.  Einar Schleef war Theater-Regisseur, Schriftsteller, Bühnenbildner, Maler, Fotograf, Grafiker und Schauspieler. Ein Genie? Ja, findet Dramaturg Alexander Kerlin. Gemeinsam mit Sebastian Kirsch hat er das Symposium anlässlich Einar Schleef 20. Todestags kuratiert. Am 8. November sind die beiden Kuratoren live auf Instagram und geben Einblick in ihre Passion für Schleef Arbeit. 

20. Schleef versuchte, das Theater zur Größe der antiken Tragödie zurückzuführen und die Frau wieder in den Zentrum des dramatischen Konflikts zu stellen.

21. Schleef überlebte als junger Mann eine Tuberkulose-Krankheit nur knapp.

22. Von Schleefs Tod erfuhr die Öffentlichkeit erst zehn Tage später. Er war fast anonym in einem Berliner Krankenhaus gestorben.

23. Schleef liebte es, zu schwimmen. In seinen Tagebuchaufzeichnungen sind Erlebnisse festgehalten, die er an der Alten Donau und auf der Donauinsel machte.

24. Zwei Schauspielerinnen des Burgtheaterensembles haben noch mit Einar Schleef zusammen gearbeitet: Elisabeth Augustin und Bibiana Beglau. Sie erleben beide im Rahmen des Symposium-Programms DAS KRAFTWERK am 12. und 13. November 2021. Elisabeth Augustin liest die Grußbotschaft von Elfriede Jelinek. Bibiana Beglau liest aus Einar Schleefs Wiener Tagebüchern und DROGE FAUST PARSIFAL. 

25. Schleefs Ästhetik war sehr einflussreich, und besonders für die Arbeit mit Sprechchören auf der Bühne ist sein Werk bis heute die wichtigste Referenz des 20. Jahrhunderts.

26. Die antike Chorfigur entdeckte Schleef nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Alltag. Entlang der Fans von Take That, die sich nach dem Ausscheiden von Robbie Williams aus der Band zusammenrotteten und gemeinsam weinten und klagten, beschreibt er den antiken Chor als ungebrochen existierendes Phänomen. 

27. Auch zu Studienzwecken, wie er sagt, ging Einar Schleef in den 1980ern gern in Wiener Pornokinos. In seinen Tagebüchern sind z.B. ausufernde Reflexionen über die Farbgebung eines Pornos enthalten. 
 

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