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Maria Lazar: Standhaft, mutig, klarsichtig

Sabrina Zwach

Ein Porträt von Sabrina Zwach

Maria Lazar von Oskar Kokoschka
© Staatsgalerie Stuttgart

Maria Lazar, 1895 geboren, entstammt der großbürgerlichen zum Katholizismus konvertierten jüdischen Wiener Familie des Baurats und Eisenbahndirektors Adolf Lazar. Sie absolviert das berühmte Mädchengymnasium der Eugenie Schwarzwald, in dem sie mit zahlreichen prominenten Persönlichkeiten (u. a. Helene Weigel) der Wiener Kulturszene zusammentrifft. Schon in dieser Zeit wird ihr literarisches Talent durch Eugenie Schwarzwald gefördert. Nach der Matura (1914) und acht Semestern Studium der Geschichte an der Universität Wien schreibt Maria Lazar während einer vorübergehenden Anstellung als Lehrerin an Schwarzwalds Landeserziehungsheim ihren ersten Roman Die Vergiftung, der 1920 erscheint. Sie verkehrt weiterhin im Salon von Eugenie Schwarzwald und wird dort 1916 von Oskar Kokoschka porträtiert.

 

1921 erlebte ihr Einakter DER HENKER an der Neuen Wiener Bühne seine Uraufführung. Für vier Jahre ist Maria Lazar (1923–27) mit dem Journalisten Friedrich Strindberg verheiratet. Er ist der Sohn Frank Wedekinds und Frida Strindbergs, die zuvor mit August Strindberg verheiratet war. Friedrich wird von August Strindberg als Sohn akzeptiert und wächst bei seiner Großmutter auf. Als Erwachsener lebt er zunächst in Wien, wo er auch Maria Lazar kennen lernt. Aus der Ehe entstammt ihre Tochter Judith, die sie nach der Trennung alleine aufzieht. Ihren Lebensunterhalt verdient sie durch das Verfassen von Beitragen u. a. für die Arbeiter-Zeitung und den Tag (Wien), sowie den Querschnitt (Berlin) und das Übersetzen von Büchern aus dem Dänischen (u. a. Karin Michaelis), Englischen (u. a. The Great Gatsby von F. Scott Fitzgerald, 1928) und Französischen.

Ab 1930 schreibt Maria Lazar unter dem nordisch klingenden Pseudonym Esther Grenen. Für kurze Zeit stellt sich literarischer Ruhm ein, der allerdings durch Hitlers Machtergreifung ein schnelles Ende findet. Bereits im Janner 1933 wird die Aufführung ihres Anti-Kriegsstückes "Der Nebel" von Dybern in Berlin untersagt und nach dem Brand des Reichstages auch am Stettiner Stadttheater abgesetzt. Aufgrund des repressiven politischen Klimas verlässt Maria Lazar 1933 mit ihrer Tochter Österreich und findet gemeinsam mit Helene Weigel und Bertolt Brecht bei Karin Michaelis auf der dänischen Insel Thurǿ Unterkunft. 1934 erscheint ihr Roman "Leben" verboten in der englischen Übersetzung ("No right to live"). Im Herbst 1935 zieht sie nach Kopenhagen und emigriert von dort 1939 nach Schweden, was aufgrund ihrer schwedische Staatsbürgerschaft, die sie durch die Ehe mit Strindberg erhalten hat, möglich ist. Dort arbeitet sie in einem Stockholmer Archiv.

Ab September 1946 lebt sie, schwer erkrankt, ein Jahr bei ihrer Schwester Auguste in London und kehrt danach wieder nach Stockholm zurück, wo sie sich 1948 nach einer langwierigen, unheilbaren Krankheit das Leben nimmt.

Maria Lazars Gesamtwerk umfasst acht Romane, drei Dramen, eine Zitatensammlung, Gedichte, einige Essays und viele Artikel aus der Zeit als Publizistin. Nur wenig davon wurde einem Publikum nahegebracht. Die meisten ihrer außerordentlichen schriftstellerischen Arbeiten befinden sich im Original als Typoskript heute im Nachlass ihrer Tochter Judith oder deren Erben. Maria Lazar geriet fast vollkommen in Vergessenheit. Dies kann der Tatsache geschuldet sein, dass sie nicht nur überaus begabt, sondern auch politisch wie menschlich überaus standhaft und mutig war. Besonders ihr soziales Engagement und ihre Klarsichtigkeit bei der Beurteilung politischer Entwicklungen könnten heute wieder interessant und vorbildhaft für Leserinnen und Leser sein.

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