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Baumeister Solness

Edition Burgtheater

Wer aufsteigt, riskiert zu fallen. Für Baumeister Solness gilt das in zweifacher Hinsicht. Er hatte in einem Architekturbüro als Angestellter angefangen, sich aber bald eigene Aufträge verschafft und seinen Chef immer mehr zur Seite gedrängt. Zustatten kam ihm die Heirat mit einer begüterten Frau und deren herrschaftlichen Besitz. Als das ererbte Haus einem Brand zum Opfer fiel, parzellierte er das Gelände und stellte Einfamilienhäuser darauf. Sein Chef wurde zu seinem Angestellten, ebenso dessen Sohn, und schließlich machte er noch dessen Verlobte zu seiner Buchhalterin. Sie betet ihn an, was er aber nur benutzt, um die Familie in Abhängigkeit zu halten. Solness gilt als glücklicher Mensch. Ihn selbst aber treiben Angst und Schuldgefühle um. Schuldgefühle, weil er den Brand des Hauses herbeigewünscht hatte, dem er seinen Aufstieg verdankt. Und Angst, dass ihn sein junger Angestellter genauso verdrängen könnte, wie er es einst mit dessen Vater getan hat. Mit dem Bau von Kirchen hatte Solness seinen Ruhm begründet. Und einmal, auf der Höhe seiner Kraft, war er beim Richtfest auf einen Kirchturm gestiegen und hatte den Kranz auf die Spitze gehängt. Dabei hatte ihm ein Mädchen, noch ein halbes Kind, bewundernd zugeschaut, das er in seinem Überschwang dann in den Arm genommen, geküsst, und ihr als „seiner Prinzessin“ ein Königreich versprochen hatte.

Nun, zehn Jahre später, kommt sie und fordert sein Versprechen ein. Die Jugend klopft bei Solness an, aber anders, als er es erwartet hatte. Mit der Jugend des Mädchens will er die Jugend bekämpfen, von der er sich bedroht fühlt. So wenig er sich an sein Versprechen erinnern kann und so absurd ihm ihre Forderung zunächst erscheint, gerät er doch mehr und mehr in ihren Bann. Zumal mit dem Brand des Hauses auch die Beziehung zu seiner Frau erloschen ist. Ihre Kinder sind an den Folgen der Katastrophe gestorben und mit ihnen die Gefühle seiner Frau. Er fühlt sich „an eine Tote“ gekettet.

Die Unbekümmertheit des jungen Mädchens steckt ihn an, er spürt seine alte Kraft zurückkehren. Vielleicht gelingt es ihm, aus den erstarrten Verhältnissen auszubrechen und mit ihr das Schloss zu bauen, das er ihr versprochen hat. Aber sie verlangt einen Beweis, dass es ihm damit ernst ist. Noch einmal soll er seine Schwindelgefühle, die im Alter zugenommen haben, überwinden und einen Kranz auf einen Turm setzen. Aber: Wer aufsteigt, riskiert zu fallen.

Mit: Kirsten Dene, Markus Gertken, Dorothee Hartinger, Sabine Haupt, Urs Hefti, Branko Samarovski, Gert Voss

Regie: Thomas Ostermeier
Bühnenbild: Jan Pappelbaum
Kostüme: Anja Maier
Musik: Matthias Trippner
Licht: Michael Gööck
Dramaturgie: Wolfgang Wiens

Premiere im Akademietheater am 10. Juni 2004

Beschreibung Information
Von Henrik Ibsen
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