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Austellung: HITLER, EIN HUNDELEBEN

Am 6. April 2024 fand die Darbietung von Arbeiten des Aktionskünstlers FLATZ am Burgtheater statt. Er nahm darin Bezug auf die Ereignisse vom 9. April 1938, als Hitler seine „Perlenrede“ vom Wiener Rathaus herab hielt. Die Ausstellung ist noch bis Ende Mai zu sehen.
 

 

Ausstellung HITLER, EIN HUNDELEBEN
© Christine Miess

Die Dogge

In den 1990er Jahren besaß FLATZ eine Dogge, die er auf den Namen „Hitler“ taufte. „Hitler, ein Hundeleben“ (1991-1995) ist eine Fotoserie, die Bilder aus dem Leben der Dogge mit historischen und imaginären Situationen aus dem Leben Adolf Hitlers parodistisch kurzschließt. Unterschiedliche Stufen der Geheimhaltung weisen ironisch auf die „Brisanz“ dieser Bilder hin. Sie ist nun erstmals in Wien zu sehen.
Zur Ikonographie der Bilderserie gehören auch „Hitler“-Fahnen, die statt der Swastika den schwarzen Körper der Dogge zeigen. Für die Aufführung von FLATZ am 6. April wurden an der Vorderseite des Burgtheaters zehn solcher Fahnen gehisst, um an die Beflaggung des Theaters während Adolf Hitlers sogenannter „Perlenrede“ am 9. April 1938 zu erinnern, diesmal mit Hund statt Sonnensymbol.

Die Ausstellung HITLER, EIN HUNDELEBEN ist für alle Theaterbesucherinnen noch bis Ende Mai im 2. Pausenfoyer des Burgtheaters zu sehen.

Zur Veranstaltung

„WENN WIR JETZT NICHT AUFSTEHEN, WANN SOLLEN WIR ES DANN TUN?“

Die Performance von FLATZ am 6. April 2024 bestand aus der Bespielung der Außenfassade des Burgtheaters mit Fahnen und spiegelbildlichem Holzbalkon, der Ausstellung HITLER, EIN HUNDELEBEN im 2. Pausenfoyer und einer Aufführung u.a. mit Bibiana Beglau auf der Bühne des Burgtheaters.

In Zeiten starker rechtsextremer Tendenzen in der nationalen, europäischen und globalen Politik hinterfragt FLATZ Zeichen und Rhetoriken populistischer und faschistischer Propaganda, nationaler Kriegstreiberei und eindimensionaler Welt- und Menschbilder. Durch die Auseinandersetzung werden diese Bilder entzaubert, der Lächerlichkeit preisgegeben und so gegen sich selbst gewendet.

Historische Aufnahme der „Perlenrede“, Adolf Hitler

Die „Perlenrede“ Adolf Hitlers am 9. April 1938 und sein Auftritt auf einem provisorischen Holzbalkon am Rathaus vor tausenden Österreicherinnen und Österreichern war der Höhepunkt eines mit modernsten Mitteln in allen verfügbaren Medien und allen öffentlichen Orten Wiens geführten Wahl-Kampfes, der schließlich und im Zusammenspiel mit repressiven Maßnahmen zu einer mit 99,6% überragenden Zustimmung zum realiter bereits einen knappen Monat zuvor vollzogenen „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich führte. Das Burgtheater war damals der fahnengeschmückte Hintergrund für die faschistische Masseninszenierung und Hitlers nur wenige Sätze lange Rede:

„Seien Sie überzeugt: diese Stadt ist in meinen Augen eine Perle! Ich werde sie in jene Fassung bringen, die dieser Perle würdig ist und sie der Obhut des ganzen Deutschen Reiches, der ganzen deutschen Nation anvertrauen.“

Außeninstallation von FLATZ
mit Bibiana Beglau
© Christine Miess

Installation an der Burgtheater- Fassade

1938 wurde eigens für Hitlers „Perlenrede“ ein provisorischer Holzbalkon am Rathaus angebracht und später durch eine steinerne Variante ersetzt, die heute noch besteht. 
Der an der Außenfassade des Burgtheaters angebrachte Balkon spiegelt den echten Balkon am Rathaus auf der gegenüberliegenden Seite. Zusätzlich wurden im Rahmen der Ausstellungseröffnung Fahnen an der Fassade des Burgtheaters angebracht, die anstelle der Swastika die Dogge zeigen.
Der Balkon und die darauf abgebildeten Projektionen mit Bibiana Beglau nehmen somit unmittelbar Bezug auf die Ereignisse von 1938.

Aufführung von FLATZ
Wolfram Rupperti, Bibiana Beglau, Jonas Hackmann
© Christine Miess

Aufführung

Die Ansprache des damaligen Wiener Bürgermeisters an Adolf Hitler und dessen sogenannte „Perlenrede“ standen im Mittelpunkt der Aufführung, die FLATZ für die Bühne des Burgtheaters konzipiert hat. Neben einem für diesen Anlass geschriebenen Dialog zwischen den allegorischen Figuren Reltih, Krieg und Tod waren auch weitere Arbeiten des Künstlers zu sehen und zu hören:

  • „Demontage IX“, Video-Performance Tiflis 1990
  • „Die Waage“, vertontes Gedicht, FLATZ/Gutbrod 2023
  • „Deutschen die“, Song 2000 „Hitler“, Song 1997
  • „Muster aus Angst und Lügen“, Gedicht 2023
  • „Killer“, Song und Video, FLATZ/Gutbrod 1997/2023
  • „Krönung der Schöpfung“, Aktion München 2013
  • „Mama“, Song und Video FLATZ/Gutbrod 1997/2023
  • „Ich war“, vertontes Gedicht, FLATZ/Gutbrod 2023
Foto
© Guido Schulz Berlin

FLATZ

1952 in Dornbirn geboren, ist Aktionskünstler, Bühnenbildner, Musiker und Komponist. Nach einer Gold- und Silberschmiedelehre in Feldkirch/ Österreich (1967–1971) studierte er Metalldesign an der HTBL in Graz/ Österreich (1971–1974 ) und Goldschmiedekunst und Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München (1975–1981) bei Hermann Jünger, Karl Fred Dahmen und Günter Fruhtrunk, sowie Kunstgeschichte an der LMU München. An seine Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst, v.a. dem Happening und dem Wiener Aktionismus anschließend, schafft FLATZ seit 1974 Arbeiten in den Bereichen Malerei, Skulptur, Performance, Video, Computer, Film, Fotografie, Theater, Musik, Design, Architektur. Seine zentralen Themen sind Voyeurismus, Körper, Gewalt, Aggression, Schmerz, Liebe, Politik und Interaktionen mit dem Publikum.

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