TRAUER UM ELISABETH ORTH (1936 – 2025)
Wir trauern um Kammerschauspielerin, Doyenne und Ehrenmitglied des
Burgtheaters und unsere Kollegin Elisabeth Orth, die am Samstag, den 17. Mai
2025 in der Früh im 90. Lebensjahr verstorben ist.

Wir trauern um Kammerschauspielerin, Doyenne und Ehrenmitglied des Burgtheaters und unsere Kollegin Elisabeth Orth, die am Samstag, den 17. Mai 2025 in der Früh im 90. Lebensjahr verstorben ist.
„Das Haus trauert um Elisabeth Orth, eine der prägendsten Stimmen unseres Ensembles. Sie war nicht nur eine großartige Künstlerin, sondern auch in ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement eine Instanz. Mein herzliches Beileid gilt der gesamten Familie und ihren Freundinnen und Freunden. Sie wird der BURG und dem deutschsprachigen Theater fehlen.“
Stefan Bachmann, künstlerischer Direktor
Elisabeth Orth wurde 1936 in Wien als Tochter des Schauspielerpaares Paula Wessely und Attila Hörbiger geboren. Um nicht mit dem Namen Hörbiger zu arbeiten, nahm sie den Familiennamen ihrer Großmutter mütterlicherseits an. Nach der Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien führten sie erste Engagements nach Ulm, Bad Hersfeld, Köln und an das Bayerische Staatsschauspiel in München. Am 21. Oktober 1965 debütierte sie am Burgtheater als Louise in Schillers „Kabale und Liebe“, Regie: Leopold Lindtberg. Weitere Engagements führten sie an die Schaubühne am Lehniner Platz und zu den Salzburger Festspielen.
An der Burg arbeitete sie in rund 80 Inszenierungen mit Regisseur:innen wie Leopold Lindtberg, Kurt Meisel, Dieter Dorn, Otto Schenk, Luca Ronconi, Adolf Dresen, Erwin Axer, Hans Hollmann, Achim Freyer, George Tabori, Peter Zadek, sie spielte u.a. die Titelrolle in Shaws DIE HEILIGE JOHANNA, das Klärchen in Goethes EGMONT, Ibsens NORA, Gräfin Eboli in Schillers DON CARLOS, Tatjana in Gorkis DIE KLEINBÜRGER, Goethes IPHIGENIE AUF TAURIS, Gräfin Orsina in Lessings EMILIA GALOTTI, Francine in Max Frischs TRIPTYCHON, Julie in Büchners DANTONS TOD, Gertrud in Shakespeares HAMLET, Brechts MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER, Xenia in Edward Bonds SOMMER, Emilia in Shakespeares OTHELLO und die Savischna in Tschechows IVANOV.
1992 wurde Elisabeth Orth mit der Rolle der Lizzie Berrill in O’Caseys DAS ENDE VOM ANFANG eine der führenden Protagonistinnen von Andrea Breth. Seit 1999, der Rückkehr an die Burg nach ihren Berliner Zwischenjahren, war sie Breths Louise Rafi in Bonds DIE SEE, Frau Hudetz in Horváths DER JÜNGSTE TAG, Elisabeth in MARIA STUART von Schiller, Claudia Galotti in Lessings EMILIA GALOTTI, Großinquisitor in DON CARLOS, Big Mama in DIE KATZE AUF DEM HEIßEN BLECHDACH von Tennessee Williams oder Gräfin Bork in Heinrich von Kleists PRINZ FRIEDRICH VON HOMBUG. Albert Ostermaier schrieb mit NACH DEN KLIPPEN einen eigenen Monolog für sie. In den letzten Jahren feierte sie große Erfolge in Stücken der österreichischen Gegenwartsdramatik, mit die Alte in Ewald Palmetshofers „die unverheiratete“ (mit dem Nestroy „Beste Schauspielerin“ ausgezeichnet), die Großmutter in ENGEL DES VERGESSSENS von Maja Haderlap und zuletzt in der Uraufführung von „paradies fluten – verrirte sinfonie, teil eins der klimatrilogie“ von Thomas Köck. Mit ihrem Sohn Cornelius Obonya stand sie gemeinsam zuletzt 2017 als Volumnia in der Inszenierung CORIOLAN von William Shakespeare (Regie: Carolin Pienkos) auf der Bühne. Außerdem wirkte sie in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit.
Elisabeth Orth zeigte großes sozialpolitisches Engagement gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit, sie war Präsidentin der Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich. Von 1979 bis 2000 war sie als Kolumnistin der Wochenzeitung „Die Furche“ tätig.
Kammerschauspielerin Elisabeth Orth erhielt alle wichtigen künstlerischen Auszeichnungen in Österreich, außerdem war sie Trägerin der „Kainz-Medaille“, des „Grillparzer Rings“ und des „Liselotte-Schreiner-Rings“ und wurde 2014 zum Ehrenmitglied des Burgtheaters ernannt. Zudem erhielt sie ebenso das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2006) und das Bundes-Ehrenzeichen für Toleranz und Menschenrechte (2009).
Seit 2015 ist Elisabeth Orth die Doyenne des Burgtheaters. Zu ihrer Ernennung sagte Karin Bergmann „Elisabeth Orth ist prädestiniert für die Aufgabe der Doyenne. Sie übernimmt schlicht und einfach notorisch Verantwortung – im Leben wie auf der Bühne: "Sie ist Protagonistin, - und doch konzentriert sie sich auch bei ihrer Arbeit am Theater niemals nur auf sich selbst, achtet auch hier auf das Große und Ganze, ist beflügelnde und stützende Ensemblespielerin, geschätzte und geliebte Kollegin.“
2022 erhielt sie den „Nestroy-Theaterpreis“ für ihr Lebenswerk. Von der Gesellschaft der Freunde des Burgtheaters wurde 2022 erstmals und seither in Folge jährlich der „Elisabeth Orth-Preis“ gestiftet.
Das Burgtheater verliert nicht nur seine Doyenne, eine großartige Künstlerin, eine Kollegin, einen Menschen mit Zivilcourage, sondern auch eine feine Beobachterin der Zeit und eine wirklich gute Freundin.