MEHR RICHARD III.

WOLFGANG MENARDI IM GESPRÄCH MIT THOMAS JONIGK

THOMAS JONIGK: Diese Veränderung bringt im Stück der Earl of Richmond, der als Henry VII. Richards Nachfolger wird.

WOLFGANG MENARDI: Wir arbeiten in meiner Inszenierung mit zahlreichen Mehrfachbesetzungen. Alle spielen mehrere Rollen, und als der Druck und das Leid für jeden einzelnen zu groß wird, formieren sie sich gemeinsam zu der Figur des Richmond. Und auch wenn wir bei Shakespeare wissen, dass die neuen Herrscher keine Besserung bringen, so wünsche ich mir doch für das Ende einen Moment der Kraft und der Hoffnung und des Aufbegehrens. Da neben Richard ja bei mir nur Frauen spielen, erzählt sich wie nebenbei, dass hier Frauen nach oben drängen und sich Gehör und Autorität verschaffen. Wenn auch nur für einen Moment.

TJ: Welche Rolle spielt der Roboterhund, der Richard an die Seite gestellt wird?

WM: Ich verstehe den Hund als eine Art Verlängerung von Richards Körper, aber auch als eine den Menschen übergeordnete Instanz, die das Geschehen weitertreibt und steuert – eine dunkle metaphysische Kraft. Somit ist die Richard-Figur Teil eines Systems, das über die Gesellschaft hinausgeht und auf die Zukunft verweist, in der die Steuerung durch technische Intelligenz passiert. Mir gefällt auch der Aspekt, dass sich Richard, dem jede Empathie fehlt, mit einer Maschine verbindet. Mit einer Maschine, die menschgemacht ist, und uns vermutlich irgendwann bis zur Bedeutungslosigkeit entmachten und abschaffen wird. Welches Bild könnte besser sein, um zu erzählen, dass die Menschheit auf den Hund gekommen ist?

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