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Othello

Edition Burgtheater

Es ist vor allem das Fremde, das George Tabori bei seiner Inszenierung von Shakespeares OTHELLO fasziniert haben mag. Tabori zeigt in Karl-Ernst Herrmanns einfachem Spielraum eine heutige Männergesellschaft: militärisch, großsprecherisch, trinkfreudig. Voll gefährlicher Infantilität, nur scheinbar locker. Der Mohr hat sich hier eingefügt, sich mit der ihm eigenen Souveränität, die aus dem Leiden kommt, eine geachtete Stellung erobert. Doch er ist keiner von ihnen. Er wohnt nahe am Chaos. Sein Absturz vollzieht sich in der Entfesselung von Naturgewalten, die Gert Voss mit geradezu magischer Kraft beschwört. […] Das Sensationelle an der Gestaltung durch Voss ist die Anverwandlung des Fremden. Nicht mit äußerlicher Brillanz wird die Figur eines Schwarzen hergestellt, vielmehr scheint ein Mensch in einen anderen zu schlüpfen. Kaum etwas erinnert an den Schauspieler, den man kennt, Hoch auf einem schmalen, gefährlichen Grat der Schauspielkunst sieht der Zuschauer einen neuerfundenen Menschen traumwandlerisch sicher gehen und verfolgt jeden Schritt, jede Bewegung, jede Äußerung mit vor Spannung fiebernder Anteilnahme.
DIE WELT

 

Mit: Anne Bennent, Giorgia Cavini, Günter Einbrodt, Florentin Groll, Ignaz Kirchner, Rudolf Melichar, Elisabeth Orth, Gert Voss, Dieter Witting, Peter Wolfsberger, Heinz Zuber

Inszenierung: George Tabori
Bühnenbild: Karl-Ernst Herrmann
Kostüme: Jorge Jara
Musik: Stanley Walden

Premiere im Akademietheater: 10. Jänner 1990, Aufzeichnung aus dem Akademietheater 1992

 

In unserem Stream war in der historischen OTHELLO-Inszenierung (Akademietheater 1992) von George Tabori Gert Voss in der Titelrolle zu sehen. Eine prägnante Setzung von Taboris Inszenierung war der symbolische Umgang mit Hautfarbe als sozialem Stigma. Gert Voss, der bereits zu Lebzeiten als legendärer Shakespeare-Interpret galt, wurde "schwarz" geschminkt. Wie in der Aufzeichnung zu sehen, färbt die Theaterschminke ab, je weiter das Stück voranschreitet. Der Vorgang, den stigmatisierten Othello auszugrenzen, hinterlässt Spuren bei allen. Zeitlebens sah Tabori den Sinn des Theaters darin, "Schauspieler zu Menschen zu machen" – und zu zeigen, was sie einander antun können. Sein Theater war verzweifelt komisch und hoffnungslos optimistisch; streitbar wie er selbst. Theater und die Debatte darüber sind immer im Kontext ihrer Zeit zu sehen. Inzwischen haben sich Sehgewohnheiten, aber auch die Bewertung von szenischen Mitteln verändert. Was heute als Blackfacing beschrieben und kritisiert wird, wurde in Taboris Inszenierung 1992 als Mittel der Kritik an rassistischer Ausgrenzung verwendet. Und als Zeichen der Verwandlung – von Schauspielern in Menschen.

Am Burgtheater wird der sich stets weiterentwickelnde, rassismus- und diskriminierungskritische Diskurs über Repräsentationsfragen als Bereicherung empfunden. Entsprechend deutlich positionieren wir uns gegen jede Form sozialer Ausgrenzung und für eine offene und plurale Gesellschaft.

 

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Von William Shakespeare
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