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“In Ungarn hatte ich keine Luft mehr”

“Freiheit ist das wichtigste Wort in meinem Leben”, sagt Annamária Láng. Nicht nur frei zu sein ist für sie wichtig oder die Freiheit zu suchen, sondern auch zu verstehen, was Freiheit für eine Verantwortung bedeutet. Freiheit hat Annamária Láng schon erlebt, als sie das Wort und seine Bedeutung noch nicht kannte: als Kind, auf der Bühne des kommunistischen Kulturzentrums in Mátészalka, einer ganz kleinen Stadt im Nord-Osten von Ungarn. 1975 ist sie dort geboren. Der Vater, selbst Schauspieler, nahm sie früh zur Arbeit mit: “Theater, Konzerte und ein paar komische Leute”, erinnert sich Annamária Láng daran wie sie als Mädchen die Arbeitsstätte des Vaters wahrgenommen hat. Auf der Bühne stehen heißt Freiheit, hatte sie bald verstanden. Was es bedeuten sollte, wenn diese Freiheit genommen wird, sollte sie später erfahren.

 

Annamáría Láng
© Katarina Šoškić
Wir waren so jung. Wir hatten alle Möglichkeiten. Bis zur Orbán-Regierung.

Mit nur 17 Jahren zog Annamária Láng nach Budapest um Schauspielerin zu werden. Dort lernt sie den ungarischen Regisseur Arpad Schilling kennen. Unter seiner Leitung wurde sie noch während ihrer Schauspielausbildung festes Mitglied des freien Theaterkollektivs “Krétakör”, benannt nach dem Brecht’schen Kreidekreis. Mit Schilling hat sie auch die Wende erlebt. “Wir waren so jung. Wir hatten alle Möglichkeiten”, sagt Annamária Láng und fügt dann hinzu: “Bis zur Orbán-Regierung".

Bis zur Auflösung des Kollekivs 2008 arbeiteten Annamária Láng und Arpad Schilling zusammen. In insgesamt 25 Theaterprojekten von Krétakör wirkte sie mit, spielte Hauptrollen in klassischen und zeitgenössischen Stücken, arbeitete mit dem Ensemble an politischen Stückentwicklungen und führte auch Regie. Die Produktionen von KRÈTAKÖR wurden weltweit zu den renommiertesten Theaterfestivals eingeladen, wie dem Festival d’Avignon, dem Edinburgh International Festival, den Wiener Festwochen, dem Seoul Performing Arts Festival. “Wir haben auf der ganzen Welt gespielt. Sogar in China!” erzählt Annamária Láng. Neben Árpád Schillings „Kretakör“, arbeitete sie auch mit einer weiteren Gruppe Ungarns: Kornél Mundruczo  „Proton Theater".

Die Hamletmaschine
Annamáría Láng, Marcel Heuperman
© Matthias Horn

Annamária Láng erfuhr international viel Anerkennung, die Situation in der Heimat wurde indes immer schwieriger. Die Freiheit in Ungarn schwand. “Frei zu reden, frei zu denken - das war zunehmend nicht mehr möglich Dieses Gefühl ist so absurd”, sagte sie. Auf der ganzen Welt gefeiert und willkommen zu sein, während einem zu Hause jede Arbeitsgrundlage genommen wird, ist eine Zerrissenheit, die schwer zu fassen ist. Die vielen Reisen waren nicht einfach: "Wir haben halt gesehen, wie die Arbeitsbedingungen unserer Kolleg*Innen in anderen Ländern waren. In Ungarn war diese Freiheit schon lange nicht mehr möglich.”

Als die Einladung des Burgtheaters kam, Teil des Ensembles zu werden, war Annamária Láng gerade in der Schweiz. “Eine Überraschung”, erinnert sie sich. Sie hatte soeben einen Entschluss gefasst:  “Wenn ich in meiner Heimat nicht mehr frei arbeiten kann, muss ich meine Theaterkarriere in Ungarn beenden oder mich bewegen, also weggehen. In Ungarn hatte ich keine Luft mehr”. Und sie bewegte sich  - nach Wien, wo sie nun als festes Ensemblemitglied derzeit in MEISTER UND MARGARITA oder HAMLETMASCHINE zu sehen ist.  

Annamária Láng kennt die Situation der Theater in Ungarn sehr genau und weiß, was auf dem Spiel steht. Am Sonntag wird sie beim TRIANGLE TALK #2 davon berichten. Sie ist so frei. 

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