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Kaspar

von 
PETER HANDKE

Regie
DANIEL KRAMER


AKADEMIETHEATER
Premiere
10 11 2023

Regie DANIEL KRAMER 

Mitarbeit Regie MITCH POLONSKY 

Bühne ANNETTE MURSCHETZ 

Kostüme SHALVA NIKVASHVILI 

Dramaturgie STEPHAN MÜLLER

Fünfundfünfzig Jahre ist es her, dass Peter Handkes KASPAR zum ersten Mal aufgeführt wurde, inmitten der Wirren und Wagnisse des Jahres 1968. Das Stück, das immer ein bisschen im Windschatten von Handkes zwei Jahre älterer Publikumsbeschimpfung gesegelt ist, bleibt bis heute in seiner poetischen Setzung und radikalen Form einzigartig. Die Sprache hatte für die 68er-Generation ihre Unschuld verloren. Sie stand auf dem Prüfstand, war vor dem Tribunal der Geschichte mitangeklagt für die Verbrechen der Nationalsozialisten: für die Disziplinierungen, die sie in die bürgerlichen Wohnzimmer getragen, für die gelogenen Wahrheiten, die sie von Generation zu Generation vererbt, für die schroffen Grenzen, die sie den Körpern über Jahrhunderte gezogen hatte. Körper, die darauf mit überschüssiger Gewalt reagiert haben. In KASPAR wird nichts weniger als die Schuld der Sprache selbst zum Thema.

Dass die Sprache dabei zugleich ihre ganze Kraft entfaltet, ihre wunderbare Fähigkeit zum Humor und zur Schönheit, haben wir dem jungen Handke auf einem frühen Höhepunkt seines Könnens zu verdanken. Handkes KASPAR ist entfernt angelehnt an den historischen Kaspar Hauser, jenen „rätselhaften Findling“, der sich nach einer Kindheit im Kerker erst im Alter von sechzehn Jahren plötzlich in die Gesellschaft und somit in die Sprache geworfen fand. Plötzlich ist Kaspar da – und er sieht sich einer Gruppe von Einsager*innen gegenüber, die ihm die Sprache in allen Facetten einführen, eintrichtern, vorbeten, nachtragen, einhämmern. Das ist lustig, brutal und poetisch; und hält eine überraschende Sprachkritik für das Internetzeitalter bereit, in dem das Problem der Gewalt durch Sprache keinen Deut an Aktualität verloren hat.

Regie führt der US-amerikanische Regisseur Daniel Kramer, der in der vergangenen Spielzeit ENGEL IN AMERIKA von Tony Kushner für das Akademietheater inszeniert hat.

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