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Michael Heltau Bonusmaterial

Zur Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens an Michael Heltau: Exklusive Tracks seines neuen Doppel-Albums "Lyrics" und das Interview aus dem CD-Booklet.

 

Michael Heltau
© Gabriela Brandenstein

Wir gratulieren Michael Heltau herzlich zum „Großen Goldenen Ehrenzeichen der Republik Österreich“. Die Verleihung fand am 14. September 2023 im Rahmen einer kleinen Feierstunde im 1. Pausenfoyer des Burgtheaters statt. Unser Doyen, der seit 1967 Teil des Burgtheater-Ensembles ist, feierte im Sommer nicht nur seinen 90. Geburtstag sondern brachte auch seine jüngste CD heraus, eine poetische Sammlung seiner Liedertexte.

Aus diesem Anlass präsentieren wir Ihnen eine Vorauswahl aus den knapp 100 Tracks des Doppel-Albums  "Lyrics" sowie das Interview aus dem CD-Booklet, das Peter Michael Braunwarth mit unserem Doyen führte. Mit Dank an Preiser Records

Ich singe nichts, was ich nicht auch sagen kann.

Exklusive Hörproben aus dem Doppel-Album "Lyrics"

Interview mit Michael Heltau

Das Interview wurde 2015 anlässlich von Michael Heltaus Zyklus im Wiener Musikverein geführt, die Fragen stellte Peter Michael Braunwarth.

Wenn Sie diesen dritten Abend im Zyklus unter ein Motto stellen müssten, wie würde es lauten?
„Im Anfang war das Wort“, das gilt für alle vier Programme dieses Zyklus’. Ich gehe immer vom Wort aus. Das Wort, der Gedanke, der Sinn. Und wenn eine Musik dazukommt, sozusagen als eine Lokomotive für das Wort, für den Gedanken, für den Sinn, dann ist mir das willkommen. Warum nicht? Und das ist etwas, was ich in diesem Zyklus versuche: Meine Einstellung zu Musik und zu Texten deutlich zu machen. Es gibt ja absolute und Programmmusik, aber ich könnte mir vorstellen, dass viele der Komponisten dann auch etwas erzählen wollen. Und es gibt göttliche Musik. Die „Unvollendete“ von Schubert.

Alles, was ich in diesem Zyklus mache, und jetzt vor allem bei den „Lyrics“, da habe ich einmal gesagt: „Ich riskier’s“! Mit voller Lust vor allen Dingen! Zu beweisen oder vorzuführen oder anzubieten, besser nicht zu beweisen, das gefällt mir nicht – anzubieten, dass ein Text von der Musik in Besitz genommen wurde, und zwar so sehr, dass man gar nicht mehr so genau wissen will, was da jemand sagt, wenn es nur schön klingt. Mir gefällt einfach sehr, dann auch aufzuzeigen, dass der Text, was vor allem natürlich im Genre der Unterhaltung leicht untergeht oder vergessen wird – bei Da Ponte und Mozart, bei Hofmannsthal/Strauss, bei Richard Wagner wird von vornherein auf den Text ein ebenso großer Wert gelegt wie auf die Musik – eigentlich ein bisschen „wurscht“ ist. Wenn der Zug, wenn die Lokomotive einmal in Fahrt ist, dann klingt es halt. Das find ich schade. Blöd. Wenn auf einmal nicht mehr wichtig ist, was da gesagt wird. Aber mir ist immer wichtig, was gesagt wird. Ganz, ganz wichtig!
Was sind Auswahlkriterien der Lieder bei einem solchen Programm?
Ganz einfach: Ich singe nichts, was ich nicht auch sagen kann. Ich nehme auch keine Texte, bei denen ich mich genieren muss. Und verspotten will ich nicht. Also ich nehme nicht Texte jetzt bei den Lyrics, um zu sagen, was es da Miserables gibt. Das gibt es. Schlechten Geschmack. Das gibt es. Das gibt es in der Musik und das gibt es natürlich auch bei den Worten.
Michael Heltau
Michael Heltau
© Gabriela Brandenstein

Der erste Abend des Zyklus’, „Statt zu singen“, hatte eine starke Resonanz. Hat Sie die überrascht?

Nein! Das hat mich nicht überrascht. Weil ich natürlich einen unerhörten Reichtum anbiete. Einen unglaublichen Reichtum an Literatur. Da haben viele Menschen etwas entdecken können, was sie seit ihrer frühesten Schulzeit im Kopf haben – ah, ja, das hab ich einmal gekannt! – Und dieses Programm „Statt zu singen“ lebt natürlich davon, dass die Texte in Verbindung treten zueinander, dass es sozusagen ein Dialog wird oder ein Chor, wenn Sie so wollen.

Ich habe in meinem ganzen Leben eigentlich nur Hauptrollen gespielt. Da geht es um große, große „Text-Massen“, wie es so schön heißt. Es ist amüsant, wenn nach so einem Abend wie „Statt zu singen“ Leute darüber baff sind, dass man, in diesem Fall ich, sich das alles merken kann. Ich mein, ich kenne diese Reaktion schon als Schauspieler immer wieder. Das ist amüsant, auch. Aber ich glaube, wenn ein Zuhörer hängen bleibt daran, dass man das kann, das ist dann ein bisschen das Zirkusmoment. Dass man sagt: oh, der geht da oben am Seil! DAS könnte ich nie! So ist das. Es ist amüsant. Es ist eine Reaktion, die mir vertraut ist. Aber das kommt auch vor.
 

Gibt es bei den Textern, bei den Autoren dieses Abends welche, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Es ist da schwer, Namen zu nennen. Ich möchte eigentlich stellvertretend Autoren nennen, die beim Publikum überhaupt nicht genannt werden. Sagen wir bei den Operetten von Kálmán oder von Lehár, das heißt immer nur: Lehár! Oder Kálmán! Warum bitte nicht auch Grünwald oder Löhner-Beda? Die Texter bei Lehár oder Kálmán sind unglaublich beteiligt. Wenn da zweieinhalb Stunden lang mehr oder weniger schön in allen Tönen nur „la – la – la – la“ gesungen wird, wäre das sterbenslangweilig und auch kaum ein Erfolg geworden. Diese Herz/Schmerz-Geschichten der Operette müssen doch immer wieder wie ein naiver Krimi sein. Klappt es mit denen? Klappt es nicht? Wird das eine Komödie oder eine Tragödie? Von einer Dame, die ein Doppel-Leben führt? Von einem Mann, der so ein interessantes Doppel-Leben hat? Dafür braucht es nicht nur Töne, dafür braucht es auch Worte. Das sind nicht nur die gesprochenen in den Dialogen, das, was im musikalischen Metier immer „Prosa“ heißt. Immer wieder, wenn ich mit Musiktheater zu tun hatte, habe ich von Sängern gehört: „Jessas, i muss ja no mei Prosa machen!“ Das war mir immer fremd. Nie hätte ich gesagt: Und jetzt kommt noch die Musik! Ich habe wirklich immer schwellenlose Übergänge, eine Einheit versucht. Das gefällt mir!

Weil Sie mich nach Autoren-Namen gefragt haben: Der Glücksfall heißt Benatzky! Da sind der Texter und der Komponist eine Union! Die Texte von Benatzky halten jeden internationalen Vergleich mit Cole Porter oder den ganz großen Leuten, Sondheim zum Beispiel, aus. Das passt! Ich sage immer, das ist „Haute Couture“! Weil die Nachfrage des Publikums da ist, funktioniert dieses Genre. Es hält auch Durststrecken aus. Aber die wirklichen Impulse kommen bei der Unterhaltung, genau wie bei der sogenannten Hochkultur von außergewöhnlichen Persönlichkeiten. Bei der Unterhaltung heißt das immer „das gewisse Etwas“! Ein Geheimnis. Selbstverständlich! Wenn eine Person mit einer netten Stimme zum ersten Mal in Deutsch gesungen hätte „Ganz Paris träumt von der Liebe“, wenn das nicht die Caterina Valente gewesen wäre? Na, ich weiß nicht, ob das so dauerhaft hängen geblieben wäre! Das muss eben zusammenkommen, eine Stimme, eine Person, eine Ausstrahlung – die Caterina Valente! Man kann das dann nie mehr von jemandem anderen hören, ohne an die Valente zu denken. Und das ist gar nicht ungerecht! Darum geht’s in dem Genre Unterhaltung! Darum geht’s überhaupt! In jedem Genre! Da wird’s interessant! Alles andere heißt warten: auf das Einmalige. Franz Lehár ist für mich untrennbar mit Richard Tauber verbunden. Der Tauber ist ein Erfindungsbeteiligter. Jeder, der Lehár von Tauber gehört hat, wird bei Lehár immer Tauber träumen. Ich weiß nicht, ob ich jemanden, der den Tauber mit Lehár nie gehört hat, beneiden oder bedauern soll!
Michael Heltau
Michael Heltau
© Gabriela Brandenstein

Jetzt haben Sie die Caterina Valente und Richard Tauber genannt. Gibt es andere Künstler, die Ihnen wichtige Impulse gegeben haben?

Da kann ich gar nicht anfangen! Ich habe die Valente genannt, weil ich gleichzeitig den Beweis mit dem Lied hatte. Und den Tauber, weil ich den Beweis mit dem Lehár hatte. So könnte ich. . . Ja, ich kann das natürlich sagen: Dass ein paar Stücke beispielsweise für die Fritzi Massary erfunden worden sind, für die SIE das Vergnügen war, diese Stücke sich anzusehen, anzuhören. Die sind mit der Frau Massary weg! „Madame Pompadour“, „Eine Frau, die weiß, was sie will“ – ich weiß die Stücke nicht alle, aber sie hießen immer so wie „Cleopatra“, also große Namen.

Das ist ja schon allein die Verpflichtung, dass man sagt, da wird eine Person der Geschichte hergenommen. So jemand wie Madame Pompadour. Das machen Sie jetzt einmal wahr, bitte, mein Fräulein! Die Marta Eggerth, mit Robert Stolz, darf ich bitte nicht vergessen. „Mein Liebeslied muß ein Walzer sein“ – das hat sie mit dem Orchester geprobt, wie man eine Szene bei Arthur Schnitzler nicht wahrer und schöner versuchen könnte. Singen ist Sentiment und Gefühl, hat sie mir einmal gesagt.

An so einem Abend sind Sie ein Anwalt für ein unterschätztes Genre!
Für ein malträtiertes Genre! Ein Genre, das sehr oft von oben herab behandelt wird. Das ist doch seltsam: Es wird von oben herab behandelt und ist gleichzeitig unendlich geliebt. Und weil es so geliebt wird und es die Leute so – ich muss das Wort sagen: brauchen –, lebt es vor allem in und von den Metropolen. Da, wo Menschen zusammenkommen, sich mischen und verbinden und miteinander leben. In Wien, in Paris, in Berlin, in New York, in London, wo auch immer.

Das „Liedl“ – ich sag es voller Sympathie und Zärtlichkeit – sucht sich einen Platz, einen Ausdruck, eine Person! Es sucht sich die Ella Fitzgerald oder den Sinatra, die Dietrich, die Piaf oder die Streisand oder den Hans Moser. Diese Frauen, diese Männer, die ein Lebensgefühl von Menschen wahr machen. Das sind dann die glücklichen, ausverkauften Abende. Es soll also nicht unterschätzt werden, was sie uns da in Erinnerung rufen! Ich entdeck es ja nur! Mit Überschätzen bin ich immer gut gefahren. Ich verrate mich oder ich oute mich wieder einmal, was ich alles liebe! Ich liebe! Ich liebe Shakespeare. Ich liebe Schnitzler. Ich liebe Goethe. Ich liebe Schiller. Ich liebe die russischen Autoren. Und meine Lyrics! Ich liebe. Ich liebe. Ich liebe.
Michael Heltau
Michael Heltau
© Gabriela Brandenstein

Über Michael Heltau

Michael Heltau wurde 1933 in Ingolstadt geboren. Er absolvierte sein Studium am Max Reinhardt Seminar in Wien, Engagements führten ihn, u. a. an das Münchner Residenztheater, das Theater in der Josefstadt, das Schillertheater, das Theater am Kurfürstendamm in Berlin, das Hamburger Schauspielhaus und das Thalia Theater in Hamburg sowie das Volkstheater in Wien. Von 1959 bis 1961 gastierte er bei den Ruhrfestspielen und seit 1964 regelmäßig bei den Salzburger Festspielen. Er bekam den Karl Skraup-Preis, die Kainz-Medaille der Stadt Wien und wurde 1986 zum österreichischen Kammerschauspieler ernannt. 1993 wurde Heltau der jüngste Doyen des Wiener Burgtheaters, 2003 wurde er mit der Ehrenmitgliedschaft des Burgtheaters, 2004 mit der Ehrenmitgliedschaft der Wiener Volksoper ausgezeichnet. 2005 erhielt Heltau den Nestroy-Theaterpreis für sein Lebenswerk, 2010 wurde ihm der eigens für Ehrenmitglieder des Hauses geschaffene Burgtheater-Ring verliehen.

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Michael Heltau erhält das Große Goldene Ehrenzeichen

Aus diesem Anlass erhalten Sie exklusive Tracks aus seinem neuesten Doppel-Album "Lyrics" sowie eines der seltenen Interviews unseres Doyen!
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Wir feiern Michael Heltau

Wir gratulieren unserem Doyen Michael Heltau zum 90. Geburtstag!
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