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Kennen Sie Hertha Kräftner?

Am 23. Oktober 2023 gab Sylvie Rohrer im Akademietheater Einblicke in die Poesie und das Leben einer großen und heute doch weitgehend unbekannten Poetin der Wiener Nachkriegsjahre: Hertha Kräftner

HERTHA KRÄFTNER ELEGIE: WEIL IMMER DAS MEER VOR DER LIEBE IST

Hertha Kräftner Elegie für und nach Hertha Kräftner von Jürg Amann in einer Fassung von Stefan Weber
Mit Sylvie Rohrer & Judith Schwarz


23. Oktober 2023
20 Uhr, Akademietheater

Als Soldaten in ihr Elternhaus eindrangen und den Vater tödlich verletzten war sie erst 17 Jahre alt. Das Ereignis verfolgte sie bis zu ihrem eigenen frühen Tod: Mit 23 Jahren nahm sich Hertha Kräftner das Leben. Und doch hinterlässt die 1928 geborene Autorin ein dichtes, am Existentialismus Sartres und Camus’ geschultes Werk, voll wortgewaltiger Sehnsucht und tiefgründiger Weltbeschreibung, vieles notiert auf Kalenderblättern. In Buchform wurde ihr Werk erst posthum veröffentlicht. 

Sylvie Rohrer
Sylvie Rohrer
© Rafaela Pröll

Lesung im Akademietheater

Begleitet von der Wiener Schlagzeugerin und Jazzmusikerin Judith Schwarz, gab Schauspielerin Sylvie Rohrer Einblicke in die Poesie und das Leben einer großen und heute doch weitgehend unbekannten Poetin der Wiener Nachkriegsjahre. Hertha Kräftner gehört wie Maria Lazar und Anna Gmeyner zu den vergessenen österreichischen Autor*innen, deren Schreiben sich das Burgtheater derzeit in Lesungen und Inszenierungen widmet. Einen Eindruck der Lesung erhalten Sie unten im Teaservideo.

Videoteaser
TEASER: WEIL IMMER DAS MEER VOR DER LIEBE IST – Sylvie Rohrer liest Hertha Kräftner

Über Hertha Kräftner

Lyrikerin und Erzählerin, geboren am 26. April 1928 in Wien, gestorben am 13. November 1951 ebenda durch Freitod.

Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Mattersburg. 1946 begann die sensible junge Frau, die unter dem Tod ihres Vaters (1945) litt, mit dem Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität Wien. Sie belegte dort auch Vorlesungen der Psychologie und kam mit dem Existenzialismus Sartre‘scher Prägung in Berührung. Nach ersten dichterischen Versuchen in ihrer Schulzeit widmete sie sich ernsthafter dem Schreiben, beeinflusst durch Georg Trakl und Rainer Maria Rilke.

Es ist eine Seereise bis zu dir,
weil immer das Meer
vor der Liebe ist
und auf dem Meer nur der Sturm.

Immer noch sind Heros Zeiten ...
Seit Jahren ist mein Schiff
unterwegs. Inseln ziehen vorbei,
vom Mond beschienen,
Sandküsten, traurig und leer.
Und Gottes Winde
blähen nur langsam die Segel.

1947 lag von ihr etwas mehr als ein Dutzend Gedichte vor, in denen sich auffällig Begriffe wie Nacht, Sehnsucht, Abschied, Vergänglichkeit und Tod häufen. Zur gleichen Zeit lernte sie in Wien den Bibliothekar Otto Hirss kennen, den sie nach einer Figur Arthur Schnitzlers Anatol nannte, worin deren schwierige Beziehung zum Ausdruck kommt.

In den literarischen Kreisen des Nachkriegs-Wien wurde bald die Aufmerksamkeit auf Elisabeth Kräftner gelenkt. Im Oktober 1948 veröffentlichte ihr Förderer Hermann Hakel in seiner Zeitschrift Lynkeus das Gedicht "Einem Straßengeiger". Im selben Jahr begann sie, Psychologie, Philosophie und Ästhetik zu studieren. 1949 verfasste sie ihren ersten Prosatext und arbeitete gleichzeitig an einer Dissertation über "Die Stilprinzipien des Surrealismus, nachgewiesen an Franz Kafka". In der letzten Ausgabe von Otto Basils Zeitschrift "Plan" stieß sie auf Gedichte von Paul Celan, die sie nachhaltig beeindruckten.

Der zentrale und umfangreichste Teil ihres Werks entstand im Jahr 1950. Auf Anraten von Viktor E. Frankl, dem Begründer der Logotherapie und einem wichtigen Vertrauten für Kräftner, trat sie in Verbindung mit dem Kreis um Hans Weigel im Café Raimund. Gleichzeitig knüpfte sie Kontakte zu Schriftstellern, die in der Zeitschrift "Neue Wege" veröffentlichten, darunter René Altmann, H.C. Artmann, Gerhard Fritsch, Friederike Mayröcker und Andreas Okopenko. Im selben Jahr wurden ihre Texte erstmals in der Urania und im Rundfunk vorgestellt. Kräftner verbrachte einige Wochen in Paris, wo sie ihr Werk "Pariser Tagebuch" schrieb, und in einem Brief beschrieb sie diese Zeit als "zu sagen, ich war glücklich, ist zu wenig".

Für das "Pariser Tagebuch" erhielt sie 1951 den Prosapreis der Zeitschrift "Neue Wege". In ihrem Todesjahr verfasste sie hauptsächlich Prosatexte und einige Gedichte. Gleichzeitig arbeitete sie an Notizen zu einem autobiografischen Roman, zu dem sie ein Jahr zuvor von Hakel ermutigt worden war. Mit dem Fotografen und Schriftsteller Wolfgang Kudrnofsky verbrachte sie einen kreativen Sommer im Burgenland und entwarf mit ihm sogar einen Kriminalroman. Trotz des vorübergehenden Glücks und der frühen Anerkennung als Schriftstellerin nahm sie im November 1951 eine Überdosis Veronal und hinterließ einen Abschiedsbrief an ihre Tante Wilhelmine Karger (später verheiratete Wiegner), in dem sie schrieb: "Ich habe in der letzten Zeit unter so schrecklichen Depressionen gelitten, dass ich es einfach nicht mehr aushalte." Kräftner, die eine enge Freundschaft mit ihrer Tante verband, verstarb tragischerweise.

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