KANTINE

Ein Überblick zu Stück & Skandal und Elfriede Jelinek & Milo Rau im Gespräch

© Tommy Hetzel

In Österreich gilt offenbar die Regel: Die gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen, von denen alle wissen, regen niemanden (mehr) auf. Wirkliche Aufregung verursachen nur Texte, die niemand wirklich kennt. Siehe Thomas Bernhards HELDENPLATZ. Siehe auch: Elfriede Jelineks BURGTHEATER. Wie konnte Anfang der 1980er Jahre, noch vor der Waldheim-Affäre, aus einem Stück, das kaum jemand gelesen hatte, der größte Theaterskandal der zweiten Republik werden? Warum wurde die damals junge Autorin als „Nestbeschmutzerin“ diffamiert, weil sie darauf hinwies, dass der österreichische Theater- und Filmstar Paula Wessely unter dem und für das Nazi-Regime eine ganz und gar fragwürdige Rolle gespielt hatte? 

DIE CHRONIK DES SKANDALS

Chronik des Skandals um Burgtheater von Elfriede Jelinek

31.3.1981: Elfriede Jelinek äußert sich in einem Interview mit der Neuen Kronen Zeitung zu ihrem Theaterstück BURGTHEATER, einer „ganz böse[n] Posse“: „Ich glaube nicht, daß man das Stück in Wien oder sonstwo in Österreich spielen kann.“ Im Falle einer Aufführung in Wien würde das – so Jelineks Annahme – zum „größte[n] Theaterskandal der Zweiten Republik“ führen. 

1982: BURGTHEATER wird in der Grazer Literaturzeitschrift manuskripte erstmals veröffentlicht – allerdings ohne „Allegorisches Zwischenspiel“. 

1984: Das „Allegorische Zwischenspiel“ wird in der Grazer Literaturzeitschrift Sterz erstmals veröffentlicht. 

12.4.1984: Jelinek erhält den Würdigungspreis für Literatur des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst. Ihre Rede aus Anlass der Preisverleihung trägt den Titel DANKIM ZEICHEN DER SOLIDARITÄT: „Kulturschaffende der Avantgarde haben es in Österreich ja keineswegs immer leicht gehabt. Es gab Anfeindungen und Schmähungen – es kam zu Emigration, es kam zu Selbstmorden.“

10.11.1985: BURGTHEATER wird an den Bühnen der Stadt Bonn in der Inszenierung von Horst Zankl uraufgeführt – unter großer medialer Aufmerksamkeit. Es folgt eine heftige Kontroverse in der österreichischen Presse, die Jelinek den Ruf einer „Nestbeschmutzerin“ einbringt. Jelinek wird attackiert und u. a. mit den Vorwürfen des Hasses, der „Österreich-Beschimpfung“ (Neue Kronen Zeitung), der „Idol-Zertrümmerung“ (Neues Volksblatt), der „Hexenjagd“ (Die Presse), des „Rufmordes“ (Die Presse), der Verleumdung und der Geschichtsfälschung konfrontiert. 

14.11.1985: Ursula Pasterk, Intendantin der Wiener Festwochen, ist an einem Gastspiel der Uraufführungsproduktion interessiert. „Voraussetzung, daß die Festwochen das Stück zeigen, ist Qualität, die eine inhaltliche Auseinandersetzung garantiert. […] Nur eines Skandales wegen würde ich das Stück nicht spielen! Ich überlege noch!“ (Neue Kronen Zeitung)

22.11.1985: Elisabeth Orth, die älteste Tochter von Paula Wessely und Attila Hörbiger, bringt sich in der Wochenzeitung Die Furche in die Debatte um BURGTHEATER ein: „Vielleicht entsteht […] aus diesem Sturm der Entrüstung und Schadenfreude, der Denunziationslust und der Ahnungslosigkeit unserem Beruf gegenüber durch dieses Stück eine klärende Diskussion, die dem momentanen Zustand dieses Landes gut anstünde.“ Hier lesen Sie den ganzen Text kostenlos.

25.11.1985: Paula Wessely äußert sich in der Zeitschrift profil zu BURGTHEATER und zu ihrer Rolle im Nationalsozialismus: „Ich will mich nicht mit dem Stück der Frau Jelinek auseinandersetzen, werde es aber sicher nicht verbieten lassen. Wohl aber setze ich mich mit der Rolle auseinander, die ich damals in der NS-Zeit gespielt habe: Ja, es tut mir leid, daß ich damals nicht den Mut gefunden habe, zurückzuweisen, daß sich dieses Regime mit mir brüstet; daß ich nicht den Mut gefunden habe, die Dreharbeiten zu HEIMKEHR einfach abzubrechen. Vielleicht habe ich aber doch einiges von dem wiedergutgemacht, indem ich konkreten Menschen, jüdischen Kollegen und Freunden, in dieser Zeit konkret geholfen habe.“

25.11.1985: Zwei Tage nach dem 50. Hochzeitstag von Paula Wessely und Attila Hörbiger nimmt Elisabeth Orth im profil erneut Stellung zu Jelineks BURGTHEATER und der Rolle ihrer Eltern im Nationalsozialismus: „Ich habe BURGTHEATER gelesen. Ganz. Habe mich über weite Strecken interessanterweise dabei gelangweilt. Zog neidvollst meinen Hut vor der Sprachbehandlung. Ich bin nicht dagegen, daß diese Posse mit Gesang auch auf Wiener Boden zur allgemeinen Volksbelustigung zugelassen wird. Auch die skandallüsternen Damen und Herren der Presse und des ORF sollen um Himmels willen nichts verdrängen müssen. […] Die eklatante Verfälschung der Biographie Paul Hörbigers in Jelineks Stück sollte ein gerichtliches Nachspiel haben. Der Rest der Familie verzichtet auf gerichtliche Schritte.“ Von einem erzwungenen Verbot des Stücks sieht Elisabeth Orth ab: „Die Schuld, die Jelinek wegen solcher überflüssiger Verletzungen verantworte, sei vernachlässigbar klein neben der Schuld, die die Eltern durch ihr überflüssiges Sich-zur-Verfügung-Stellen während des Dritten Reichs auf sich geladen haben.“ (profil)

25.11.1985: Achim Benning, Direktor des Burgtheaters, lehnt es „aus inhaltlichen wie ästhetischen Gründen“ ab, BURGTHEATER zu zeigen. „[Es] brauche […] nicht erst eine Bonner Posse mit Gesang, damit sich das Burgtheater auf seine eigene verdrängte Vergangenheit besinnt.“ (profil)

1.12.1985: Simon Wiesenthal äußert sich in der Neuen Kronen Zeitung „zum ‚Fall‘ Hörbiger“: „Konkret zu Paula Wessely und Attila Hörbiger: In den ersten drei Jahren nach 1945 war Zeit, Platz und Wissen, reinen Tisch zu machen, ein für allemal. Das wäre damals eine Frage der gesellschaftlichen Hygiene gewesen. Heute aber, nach vierzig Jahren, diese beiden Menschen zu ächten, ist – deplatziert. Zumal Herr Hörbiger und Frau Wessely hinlänglich bewiesen haben, daß sie sich von der Nazi-Ideologie gelöst haben. Und Verbrecher sind sie schließlich nie gewesen …“ 

5.2.1986: Der Kommunistische Kulturkreis Wien veranstaltet einen Schwerpunktabend zu Burgtheater, in dessen Rahmen Jelinek ihr Stück und dessen Skandalisierung durch die Presse kommentiert. „Auf die Frage, ob man das Stück nicht in Österreich aufführen könnte, antwortete sie: ‚Wenn, dann nur im Burgtheater. Es muß dorthin, wo es weh tut.‘“ (Volksstimme)

1986: BURGTHEATER erscheint in einem Sammelband österreichischer Theaterstücke bei Henschel. In der Kritiker:innenumfrage der Zeitschrift Theater heute wird Jelinek für BURGTHEATER zur „Dramatikerin des Jahres“ gewählt. 

2.12.1986: Jelinek wird mit dem Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln ausgezeichnet. In ihrer Dankesrede, die großes mediales Echo in Österreich auslöst, heißt es: „In den Waldheimen und auf den Haidern dieses schönen Landes brennen die kleinen Lichter und geben einen schönen Schein ab, und der schönste Schein sind wir. Wir sind nichts, wir sind nur was wir scheinen: Land der Musik und der weißen Pferde. Tiere sehen dich an: Sie sind weiß wie unsere Westen. Und die Kärntneranzüge zahlreicher Bewohner und ihnen gehöriger Politiker sind braun und haben große Taschen, in die man einiges hineinstecken kann. So, gut getarnt, sieht man sie in der dunklen Stammtisch-Nacht nicht allzu deutlich, diese mit dem Geld und allen übrigen deutschen Werten befreundeten Politiker und deren Bewohner […].“

20.1.1987: Festvorstellung im Akademietheater zum 80. Geburtstag von Paula Wessely. Burgtheaterdirektor Claus Peymann hält eine Gratulationsrede: „Ich habe mich […] gefreut, in den letzten Tagen in den Zeitungen und im Fernsehen ein Menschengesicht zu sehen, das Gesicht eines Künstlers, Ihr Gesicht. Die Künstler sind es, die diese Gesellschaft eigentlich bestimmen. Das Menschengesicht, das Menschenbild und auch die Hoffnung auf den Menschen der Zukunft, auf die Utopie finde ich in einem solchen Künstlergesicht. Ich bin dankbar, Ihnen das sagen zu dürfen.“

23.10.1987: Paula Wessely wird zur Doyenne des Burgtheaters ernannt.

 

Quellen: 

Sabrina Weinzettl: Die 1980er Jahre in Österreich. Chronik der Ereignisse. In: Pia Janke / Teresa Kovacs / Christian Schenkermayr (Hg.): Elfriede Jelineks Burgtheater – Eine Herausforderung. Wien: Praesens Verlag 2018, S. 29–40. 

Bettina Chybiorz / Christian Schenkermayr: Chronik des Burgtheater-Skandals. In: Pia Janke / Teresa Kovacs / Christian Schenkermayr (Hg.): Elfriede Jelineks Burgtheater – Eine Herausforderung. Wien: Praesens Verlag 2018, S. 419–438.

Milo Rau & Elfriede Jelinek: Ein Gespräch

"Ich habe die ganze Zeit nur hysterisch gekichert“

Milo Rau: Du hast BURGTHEATER Anfang der 80er geschrieben und veröffentlicht. Nach der Uraufführung in Bonn 1985 gab es einen gewaltigen Skandal, und du hast das Stück für weitere Aufführungen gesperrt. Was ist damals passiert?
Elfriede Jelinek: Ja, ein Skandal war es, und zwar ohne daß die Leute das Stück gekannt hätten. Es wurde ja in Bonn uraufgeführt, und es war nur in den "manuskripten" abgedruckt, die eine Literaturzeitschrift sind, eigentlich nur für einen engen Kreis an Interessierten. Ich habe mir damals gedacht: Auch wenn die Leute es hassen, sagen muß ich es doch wohl dürfen! Das war echt ein Einschnitt in meinem Leben, auch für mich als Person. Ich sage immer, damals habe ich meinen guten Namen verloren und war abgestempelt für den Rest meines Lebens.
Milo Rau: Du hast verschiedene Stücke über die Macht der Schauspieler:innen geschrieben – BURGTHEATER aber auch zum Beispiel die ERLKÖNIGIN. Birgit Minichmayr, die in meiner BURGTHEATER-Inszenierung die Paula-Wessely-Figur spielt und auch deine ERLKÖNIGIN gespielt hat, hat es in einem Gespräch so formuliert: Wessely nimmt die Emotionen aus den Herzen der Menschen und legt sie in die Hände der Macht. Ich arbeite ja ständig mit Schauspieler:innen, mein halbes Leben besteht aus Gesprächen und Proben im Theater. Was interessiert dich so sehr an dieser Figur bzw. an der Rolle oder Existenzform der Schauspieler:innen? Und warum taugt diese Existenzform so sehr zum Mitläufertum?
Elfriede Jelinek: „Ich nehme die Emotionen, die Selbsterhebung der Macht und lege sie in die Herzen der Menschen, die sich dann erhoben fühlen können.“ Genau das haben diese Schauspieler:innen in der Nazizeit getan. Sie haben die brutale Macht der Nazis genommen und sie in die Herzen der Menschen gelegt und dort verankert (und diese damit vergiftet). Die Theaterkunst der damaligen Zeit war Propaganda, so wie eben HEIMKEHR, meiner Ansicht nach der schlimmste Propagandafilm des Dritten Reichs. Und Paula Wessely war die bestbezahlte Schauspielerin, weil sie eben diese Macht in falsche Innigkeit gekleidet hat, den berühmten „Herzenston". Die haben schon gewusst, wen sie an ihr haben. Macht wird zu (falschen – das hat Sentimentalität so an sich – ) Gefühlen, Gefühle werden zu Gefühligkeiten. Die zweite Schiene, und das war die Spezialität der Wien Film, waren die heiteren Ablenkungsfilme mit Wiener Humor und schelmischen Gesangseinlagen. Es gibt genug theoretische Abhandlungen darüber, daß die Unterhaltungsindustrie dieser Zeit die Aufgabe hatte, die Menschen irrezuführen und vom Kriegsgeschehen und den Brutalitäten abzulenken. Und niemand musste mehr „bei Juden kaufen"! Das waren die süßen Wiener Zuckerln – eben unsere Spezialität! Und es gibt auch Studien dazu, wie der Nazi-Unterhaltungsfilm sich nahtlos in der Nachkriegszeit (es waren ja dieselben Leute, die diese Filme drehten, während die Emigranten kaum Gelegenheiten zu drehen bekommen haben) fortgesetzt hat: dieselbe Ästhetik, ein süßer Einheitsbrei, der über alles gekippt wird und es vollends ungenießbar macht. Im TV wurden noch lange an Samstagen am Nachmittag Nazifilme gezeigt, scheinbar harmlos, aber vergiftet, wenn man sie decodiert hat. Gustav Ucicky konnte schon mit CORDULA 1950 seine HEIMKEHR-Scharte scheinbar auswetzen und einen verlogenen Friedensfilm drehen, in derselben Besetzung! In der Vergnügungsindustrie gab’s eben keine Entnazifizierung. Das war dann halt Friedenskitsch – ganz wie gewünscht! Warum also mein Interesse für Schauspieler:innen? Ich habe mich an MEPHISTO von Klaus Mann orientiert, der einen Roman über den Mitläufer Gustaf Gründgens geschrieben hat. Aber unsere, die österreichischen Schauspieler:innen waren keine Mitläufer:innen, sie waren Täter:innen. Und die hat niemand je vor ein Gericht gestellt. 
Käthe
Käthe: Putzi, Mausi, aufgepaßt. Sie hebt eine Terrine mit Schinkenfleckerl hoch und schüttet das Ganze mitten auf dem Tisch zu einem Haufen auf: Die Kinder kraxeln sofort halb den Tisch hinauf, versuchen, etwas davon aufzufangen, essen mit dem Kopf auf der Tischplatte, wie die Schweine. Furchtbare Patzerei!
Aus: BURGTHEATER von Elfriede Jelinek
Milo Rau: Der erste Teil von BURGTHEATER spielt Anfang der 1940er Jahre: Die an den Wessely-Hörbiger-Clan angelehnte Schauspielerfamilie bereitet sich auf die nächsten großdeutschen Aufgaben vor und verprügelt bzw. ermordet einen allegorischen Alpenkönig, der Geld für den Widerstand sammelt. Im zweiten Akt, angesiedelt kurz vor der Befreiung Wiens durch die Rote Armee, möchte man panisch einen „Burgtheaterzwerg“ – einen versteckten Juden – beschützen, damit er sich bei den neuen Machthabern für die Familie einsetzt. Ich persönlich finde ja den zweiten Akt besonders prophetisch. Es kommt mir vor, als hättest du damals in die Zukunft geschaut: Als ich 2024 nach Österreich kam, hat mich verwirrt, wie selbstbewusst sich die neuen Faschisten den Holocaust, das Verbrechen ihrer Großeltern angeeignet haben. Der FPÖ-Extremist Strache, der morgens „Gebt Gas, ihr Germanen, wir schaffen die 7. Million“ singt und nachmittags nach Yad Vashem fährt, der rechtsradikale FPÖ-Politiker Rosenkranz, der am Holocaust-Gedenkmal in Wien einen Kranz niederlegen will...
Elfriede Jelinek: Man darf nicht vergessen, von wem die FPÖ gegründet worden ist. Von ehemaligen Nazis, die dort ein Sammelbecken gefunden haben (VdU – Verband der Unabhängigen). Es waren Deutschnationale, und deutschnational samt dazugehörigem Liedgut sind sie geblieben, gegen die Fremden, die Asylanten, die Ausländer allgemein, gegen die sie das Schwert, äh, den Degen des Deutschen erheben und damit diese wunderbare Sprache, die ja mein Arbeitsmaterial ist, schänden. Das Deutsche hat diese dumpfen Ressentiments – oft aus der Provinz, die ja ihre „Reinheit" gegen den Schmutz und die Verseuchtheit und Unübersichtlichkeit der Großstadt Wien dauernd in Stellung bringt, in gutturalen Dialekten, die außer ihnen nicht viele Leute verstehen. Aber sie fühlen sich trotzdem als Nabel der Welt – nicht verdient. Man muß es gegen die Deutschnationalen in Schutz nehmen, wie man ja auch die Freiheit vor den Freiheitlichen in Schutz nehmen muß. Haider hat die österreichische Nation eine Mißgeburt genannt! Eine andere Absurdität, aber keine lustige, ist, daß Strache, Mitglied einer schlagenden Pennälerverbindung namens Vandalia, wo er die berüchtigten deutschen Recken (Küssel und Co.) kennengelernt hat, daß er also, als er Yad Vashem besucht hat, statt einer Kippa oder einer andren neutralen Kopfbedeckung die Mütze mit Couleur dieser deutschnationalen Verbindung getragen hat – eine  Verhöhnung und Herausforderung an die Gastgeber, die das vielleicht gar nicht verstanden haben, weil sie solche Gebräuche ja nicht kennen.
Milo Rau: Nun bringen wir dein Stück im Burgtheater selbst auf die Bühne, 40 Jahre nach der Sperrung. Warum hast du dich entschieden, dass jetzt der richtige Moment ist? Und, vielleicht drin vermischt: Was ist das Burgtheater für dich, was ist das für ein Ort – und was macht, idealerweise, die Doppelung von Stück und Ort mit der Inszenierung?
Elfriede Jelinek: Na ja, der richtige Moment ist mit dir gekommen, Milo. Ich hätte es nicht mit jedem, mit  jeder gemacht. Das Burgtheater ist für mich Ort der Kindheit und Jugend. Ich bin im achten Bezirk aufgewachsen, zu Fuß war das eine Viertelstunde. Ich habe dort alle die Legenden gesehen, Oskar Werner, Werner Krauß (alter Nazi, das hat mich damals aber nicht interessiert, ich wusste das gar nicht), Alma Seidler, Käthe Gold, Walther Reyer, in den ich damals verknallt war, etc. Und ich habe Stücke gesehen, die mich doch geprägt haben, Shakespeare vor allem, von dem ich nicht wagen würde, auch nur ein Zitat zu verwenden, weil mich sonst ein Blitz erschlagen würde. Er ist Gott. Aber auch Stücke, die seit Jahrzehnten nicht mehr aufgeführt wurden. Zum Beispiel Grillparzers WEH DEM, DER LÜGT, das wäre mal ein interessantes Stück für Politiker, aber auch für die genießende Klasse, für die Kochen sehr wichtig ist! Und die Lügner gewinnen natürlich, auch wenn man ihnen ein ethisches Zwangskorsett überstülpt.
Milo Rau: Wenn du das Stück heute wiederliest – Und wir haben ja Passagen wiedergelesen zusammen, Birgit hat mir erzählt, ihr habt auch zusammen reingelesen. Und in der BURGTHEATER-Inszenierung, also unserer Fantasie über Mitläufertum damals und heute, kommen lange Passagen vor. Und damit nicht genug: Ehrlich gesagt planen wir eine Total-Lektüre, eine szenische Lesung des ganzen Stücks mit allen Schauspieler:innen, für dich: Was hältst du heute davon? Mir ist aufgefallen, dass du es sehr lustig findest, wir mussten viel lachen…
Elfriede Jelinek: Das wäre wirklich toll! Das wäre die ultimative Goldene, eigentlich Platin-Schallplatte für mich! Es ist ja schon oft so gewesen, dass die Leseaufführungen im Grunde die besten Aufführungen waren. Peinlicherweise muss ich gestehen, dass ich das Stück jetzt, nach mehr als 40 Jahren, selbst wieder gelesen und die ganze Zeit nur hysterisch gekichert habe. Das mit der Kunstsprache war wirklich die richtige Idee dafür, die mir damals von irgendwoher zugeflogen ist. Man darf dabei nur nicht in die echte Mundart hineinfallen. Man sollte nicht über die eigenen Sachen lachen, aber es war ja niemand dabei. Und es ist ja auch nichts dabei.

Das Gespräch wurde am 24. Dezember 2024 geführt.
Elfriede Jelinek
© Tommy Hetzel

Elfriede Jelinek

Elfriede Jelinek, 1946 geboren, hat für ihr literarisches Werk zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Georg-Büchner-Preis und den Franz-Kafka-Literaturpreis. 2004 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur verliehen. 1960 begann sie am Wiener Konservatorium Klavier und Komposition zu studieren, anschließend, nach dem Abitur 1964, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Nach Abbruch des Studiums 1967 begann sie zu schreiben und zählt mittlerweile zu den bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautor:innen. Neben ihren Theaterstücken, Lyrik, Essays, Übersetzungen, Hörspielen, Drehbüchern und Libretti umfasst ihr Werk die Romane wir sind lockvögel baby (1970), Michael. Ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft (1972), Die Liebhaberinnen (1975), Die Ausgesperrten (1980), Die Klavierspielerin (1983), Lust (1989), Die Kinder der Toten (1995), Gier (2000) sowie den Prosaband Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr (1985) und den Privat- bzw. Internetroman Neid (2007-2008).

Milo Rau
© Tommy Hetzel

Milo Rau

Milo Rau, geboren 1977 in Bern, ist Intendant der Wiener Festwochen | Freie Republik Wien. Er studierte Soziologie, Germanistik und Romanistik in Paris, Berlin und Zürich u.a. bei Pierre Bourdieu und Tzvetan Todorov. Der Regisseur und Autor, der für seine Arbeit an der Schnittstelle von Kunst und Aktivismus bekannt ist, veröffentlichte über 100 Theaterstücke, Filme, Bücher und Aktionen. Seine Theaterproduktionen waren bei allen großen internationalen Festivals zu sehen, darunter das Berliner Theatertreffen, das Festival d’Avignon, die Biennale Venedig, die Wiener Festwochen und das Brüsseler Kunstenfestivaldesarts und tourten durch über 30 Länder weltweit. Von 2018 bis 2024 war Milo Rau künstlerischer Leiter des NTGent (Belgien).

DIGITALES PROGRAMMHEFT

Elfriede Jelineks BURGTHEATER – sechs Räume, sechs Kapitel, eine Inszenierung

NÄCHSTER RAUM

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FUNDRAISING DINNER

Dienstag, 07. Oktober 2025 ab 18:00 Uhr im Kasino am Schwarzenbergplatz

Das Burgtheater feiert in der Spielzeit 2025/26 sein 250jähriges Bestehen. 
Am 23. März 1776 stellte Kaiser Joseph II. das Theater "nächst der Burg" per Dekret direkt unter die Verwaltung des Hofes. 

Aus diesem Anlass möchten wir mit Ihnen im frisch renovierten Kasino am Schwarzenbergplatz feiern. 

Elegante Abendkleidung

Tisch (10 Personen): €7.000 inkl. Mehrwertsteuer
Einzelplatz: €800 inkl. Mehrwertsteuer

Der Großteil des Betrags ist als Betriebsausgabe oder als Sonderausgabe steuerlich absetzbar. 

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BIC/Swift-Code: OBKLAT2LXXX
IBAN: AT10 1515 0005 0133 5533

Reservierung:

Birgit Mondl

Jubiläumszyklus AGBs

Hier finden Sie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen unseres Jubiläumszyklus der Saison 2025/26.

ABOBEDINGUNGEN Themenzyklen ab Saison 2025/26

Gültig für:
Jubiläumszyklus 2025/26

ABONNEMENTVERTRAG
Der/die Abonnent:in erwirbt mit dem Abschluss des Abonnementvertrages das Recht auf einen fixen Sitzplatz seiner/ihrer Wahl (nach Verfügbarkeit). Die Stücke werden von der Burgtheater GmbH ausgewählt. Der/die Abonnent:in hat kein Anrecht auf ein bestimmtes Stück aus dem Spielplan. Spielplanänderungen bleiben vorbehalten. 

Der Abschluss eines Abonnementvertrages ist die Grundlage eines Zyklus-Abonnements. 

Der Abonnementvertrag für den Jubiläumszyklus gilt für die Spielzeit 2025/26 (September 2025 bis Juni 2026). 

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Änderungen der persönlichen Daten (Name, Adresse etc.) sind der Abonnementabteilung stets ohne Verzug auch während der laufenden Saison zur Kenntnis zu bringen, andernfalls trägt der Abonnent das Risiko verspäteter Zusendungen und Informationen durch die Abonnementabteilung. 

Die gültigen Abonnementpreise für den Jubiläumszyklus sind abhängig von der jeweiligen Anzahl der Vorstellungen und können der aktuellen Preisliste entnommen werden.

Der/die Abonnent:in erhält bis spätestens Ende Juni die Rechnung für das Abonnement der folgenden Saison per Post oder elektronisch zugesandt. Im Falle einer Buchung als Geschenkabonnement, erhält der/die Schenker:in die Rechnung.

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Die gültigen AGBs der BundestheaterCard finden Sie unter www.bundestheater.at/bundestheater-card

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Außerdem erfolgt die Bekanntgabe der Abonnementtermine in allen Programmankündigungen des Burgtheaters, die der/die Abonnent:in kostenlos zugesandt bekommt. 

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Themenzyklen AGBs ab 2025/26

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ABOBEDINGUNGEN Themenzyklen ab Saison 2025/26

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Zyklus Klassik heute
Zyklus Österreichische Literatur

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DIE LETZTEN TAGE DER MENSCHHEIT

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DIE URLESUNG: BURGTHEATER. POSSE MIT GESANG

Im Vorfeld zur Premiere von BURGTHEATER nach Elfriede Jelinek in einer Bearbeitung von Milo Rau und Ensemble gibt es am 08. Mai den gesamten Originaltext im Rahmen einer Urlesung zu entdecken. Den Live-Stream aus dem Burgtheater können Sie noch bis 15. Mai hier nachsehen..

40 Jahre nach seiner Uraufführung ist Elfriede Jelineks Stück BURGTHEATER nun angekommen "wo es weh tut" (Jelinek) – im Burgtheater. Die Nobelpreisträgerin hatte die Aufführungsrechte gesperrt, nachdem die Uraufführung in Bonn 1985 einen riesigen Skandal auslöste, der ihr den unliebsamen Ruf einer Nestbeschmutzerin einbringen sollte. 

Es lesen: Maja Karolina Franke, Mavie Hörbiger, Alla Kiperman, Annamária Láng, Birgit Minichmayr, Caroline Peters, Milo Rau, Safira Robens, Itay Tiran 

DIE URLESUNG WIRD AM 8.Mai, ab 19.30 Uhr, LIVE AUF YOUTUBE GESTREAMT UND IST NOCH BIS 15. MAI ZUM NACHSEHEN ABRUFBAR.

Ab 18.45 Uhr laden wir zur Digitalen Einführung auf der Videoplattform Zoom mit Anne Aschenbrenner & Claus Philipp. Der Link dazu wird über den Burg-Newsletter versendet. 

DIGITALES PROGRAMMHEFT
In unserem digitalen Programmheft zu DIE URLESUNG: BURGTHEATER. POSSE MIT GESANG finden Sie einen Überblick zu Stück und Skandal, sowie ein kurzes Gespräch zwischen Autorin Elfriede Jelinek und Regisseur Milo Rau.
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BURGTHEATER
nach Elfriede Jelinek in einer Bearbeitung von Milo Rau und Ensemble
Regie: Milo Rau

„Wenn man’s in Wien aufführt, wird’s sicher der größte Theaterskandal der Zweiten Republik!“ Als Elfriede Jelinek 1981 ihr damals jüngstes Stück, eine „böse Posse mit Gesang“, ankündigte, da ahnte nicht einmal sie, dass BURGTHEATER auch ohne die eigentlich geplante Premiere im Burgtheater ihren Ruf als „Nestbeschmutzerin“ begründen sollte. Eine berühmte Schauspielerfamilie, Geraunze und Geraune in mörderischer Kunstsprache: Für den Schweizer Regisseur und Wiener Festwochen-Intendanten Milo Rau, dem Jelinek nun exklusiv die Rechte für eine späte Burgtheater-Premiere einräumte, werden dies nur einige der Ausgangspunkte für ein größeres szenisches Panoptikum sein: Öffentlichkeit und Anpassung, Geschichte (der BURG, des Theaters und Europas), Faschismus und Verdrängung.
SYMPOSIUM: „A Hetz muaß sein!“ Elfriede Jelineks BURGTHEATER
Begleitend zur Premiere von Jelineks Burgtheater veranstaltet das Interuniversitäre Forschungsnetzwerk Elfriede Jelinek ein Symposium, das sich mit dem Text, den politischen und ästhetischen Kontexten sowie dem Spannungsfeld von Opportunismus und Widerstand befasst und nach Kontinuitäten bzw. Brüchen zwischen damals und heute fragt.

Premieren

Liebes Publikum, wir freuen uns sehr, Ihnen das Programm für die Spielzeit 2025/26 – der zweiten Saison unter Stefan Bachmanns Direktion – vorstellen zu dürfen. Viel Freude beim Entdecken des Spielplans – wir freuen uns auf Ihre Besuche und den gemeinsamen Austausch!

BUMM TSCHAK ODER DER LETZTE HENKER

von Ferdinand Schmalz
Regie: Stefan Bachmann

URAUFFÜHRUNG: DO, 04.09.2025
AKADEMIETHEATER

Auftragsarbeit für die BURG
Eine Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen

DIE LETZTEN TAGE DER MENSCHHEIT

von Karl Kraus
Regie: Dušan David Pařízek

PREMIERE: FR, 05.09.2025
BURGTHEATER

Eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen

DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM

von Heinrich Böll
Regie: Bastian Kraft

WIENER PREMIERE: SA, 13.09.2025
BURGTHEATER

Eine Produktion des Schauspiel Köln

GESPENSTER

von Henrik Ibsen
Regie: Thomas Jonigk

WIENER PREMIERE: SO, 14.09.2025
AKADEMIETHEATER

Eine Produktion des Schauspiel Köln

TURN

von und mit Gob Squad
Regie: Gob Squad

URAUFFÜHRUNG: DO, 25.09.2025
KASINO

Eine Koproduktion der BURG mit Johann Strauss 2025 Wien, Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz Berlin und Hessisches Staatstheater Wiesbaden.

DIE NACHT KURZ VOR DEN WÄLDERN

von Bernard-Marie Koltès
Regie: Robin Ormond

WIENER PREMIERE: SA, 27.09.2025
KASINO

Eine Produktion des Residenztheaters München

DIE KOPIEN

von Caryl Churchill
Regie: Sebastian McKimm

PREMIERE: FR, 03.10.2025
VESTIBÜL

AUSLÖSCHUNG. EIN ZERFALL

nach dem gleichnamigen Roman
von Thomas Bernhard
Regie: Therese Willstedt

PREMIERE: DO, 16.10.2025
BURGTHEATER

VOLKSVERNICHTUNG ODER MEINE LEBER IST SINNLOS

von Werner Schwab
Regie: Fritzi Wartenberg

PREMIERE: SA, 18.10.2025
AKADEMIETHEATER

GULLIVERS REISEN

nach dem Roman von Jonathan Swift
Regie: Nils Strunk

PREMIERE: SO, 16.11.2025
BURGTHEATER

RICHARD III.

von William Shakespeare
Regie: Johan Simons

PREMIERE: FR, 21.11.2025
AKADEMIETHEATER

OH NO, NOT AGAIN!

von Aslı Kışlal und Ensemble
Regie: Aslı Kışlal

URAUFFÜHRUNG: DO, 27.11.2025
KASINO

SELBSTBEZICHTIGUNG

von Peter Handke
Regie: Dušan David Pařízek

BURGPREMIERE: SA, 06.12.2025
AKADEMIETHEATER

LECKEN 3000

Regie: Claus Nicolai Six

URAUFFÜHRUNG: SA, 13.12.2025
VESTIBÜL

DAS FERIENHAUS

von Simon Stone
Regie: Simon Stone

ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG:
DO, 18.12.2025
BURGTHEATER

DER IRRENDE PLANET

mit Texten von Robert Walser
Regie: Barbara Frey

PREMIERE: SA, 24.01.2026
AKADEMIETHEATER

ZU EBENER ERDE UND ERSTER STOCK

von Johann Nestroy
Regie: Bastian Kraft

PREMIERE: DO, 29.01.2026
BURGTHEATER

KLASSENPUTTEL

von Saliha Shagasi und Ensemble
Regie: Saliha Shagasi

URAUFFÜHRUNG: SA, 07.02.2026
VESTIBÜL

LYSISTRATA

von Aristophanes
Regie: Ebru Tartıcı Borchers

PREMIERE: DO, 26.02.2026
KASINO

ISIDOR

nach dem Roman von Shelly Kupferberg
Regie: Philipp Stölzl

URAUFFÜHRUNG: SA, 28.02.2026
AKADEMIETHEATER

WIR SIND NOCH EINMAL DAVONGEKOMMEN

von Thornton Wilder
Regie: Stefan Bachmann

PREMIERE: FR, 20.03.2026
BURGTHEATER

GLAUBE LIEBE HOFFNUNG

von Ödön von Horváth unter Mitarbeit von Lukas Kristl
Regie: Lucia Bihler

PREMIERE: DO, 26.03.2026
AKADEMIETHEATER

ZWISCHENTON

Regie: Anna Manzano

URAUFFÜHRUNG: FR, 17.04.2026
VESTIBÜL

JETZT!

Abschlussinszenierung

PREMIERE: DO, 23.04.2026
KASINO

3000 EINZELTEILE

von Ádám Császi
Regie: Ádám Császi

URAUFFÜHRUNG: FR, 08.05.2026
AKADEMIETHEATER

SANKT FALSTAFF

von Ewald Palmetshofer
Regie: Karin Henkel

ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG: SO, 10.05.2026
BURGTHEATER

SOLARIS

nach Stanisław Lem
Regie: Roman Senkl

PREMIERE: DO, 11.06.2026
KASINO

IM STREAM! DIE URLESUNG: BURGTHEATER. Posse mit Gesang

Im Vorfeld zur Premiere von BURGTHEATER nach Elfriede Jelinek in einer Bearbeitung von Milo Rau und Ensemble gibt es am 08. Mai den gesamten Originaltext im Rahmen einer Urlesung zu entdecken. Den Live-Stream aus dem Burgtheater können Sie noch bis 15. Mai hier nachsehen.

40 Jahre nach seiner Uraufführung ist Elfriede Jelineks Stück BURGTHEATER nun angekommen "wo es weh tut" (Jelinek) – im Burgtheater. Die Nobelpreisträgerin hatte die Aufführungsrechte gesperrt, nachdem die Uraufführung in Bonn 1985 einen riesigen Skandal auslöste, der ihr den unliebsamen Ruf einer Nestbeschmutzerin einbringen sollte. 

Es lesen: Maja Karolina Franke, Mavie Hörbiger, Alla Kiperman, Annamária Láng, Birgit Minichmayr, Caroline Peters, Milo Rau, Safira Robens, Itay Tiran 

DIE URLESUNG WIRD AM 8.Mai, ab 19.30 Uhr, LIVE AUF YOUTUBE GESTREAMT UND IST NOCH BIS 15. MAI ZUM NACHSEHEN ABRUFBAR.

Ab 18.45 Uhr laden wir zur Digitalen Einführung auf der Videoplattform Zoom mit Anne Aschenbrenner & Claus Philipp. Der Link dazu wird über den Burg-Newsletter versendet. 

DIGITALES PROGRAMMHEFT
In unserem digitalen Programmheft zu DIE URLESUNG: BURGTHEATER. POSSE MIT GESANG finden Sie einen Überblick zu Stück und Skandal, sowie ein kurzes Gespräch zwischen Autorin Elfriede Jelinek und Regisseur Milo Rau.
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BURGTHEATER
nach Elfriede Jelinek in einer Bearbeitung von Milo Rau und Ensemble
Regie: Milo Rau

„Wenn man’s in Wien aufführt, wird’s sicher der größte Theaterskandal der Zweiten Republik!“ Als Elfriede Jelinek 1981 ihr damals jüngstes Stück, eine „böse Posse mit Gesang“, ankündigte, da ahnte nicht einmal sie, dass BURGTHEATER auch ohne die eigentlich geplante Premiere im Burgtheater ihren Ruf als „Nestbeschmutzerin“ begründen sollte. Eine berühmte Schauspielerfamilie, Geraunze und Geraune in mörderischer Kunstsprache: Für den Schweizer Regisseur und Wiener Festwochen-Intendanten Milo Rau, dem Jelinek nun exklusiv die Rechte für eine späte Burgtheater-Premiere einräumte, werden dies nur einige der Ausgangspunkte für ein größeres szenisches Panoptikum sein: Öffentlichkeit und Anpassung, Geschichte (der BURG, des Theaters und Europas), Faschismus und Verdrängung.
SYMPOSIUM: „A Hetz muaß sein!“ Elfriede Jelineks BURGTHEATER
Begleitend zur Premiere von Jelineks Burgtheater veranstaltet das Interuniversitäre Forschungsnetzwerk Elfriede Jelinek ein Symposium, das sich mit dem Text, den politischen und ästhetischen Kontexten sowie dem Spannungsfeld von Opportunismus und Widerstand befasst und nach Kontinuitäten bzw. Brüchen zwischen damals und heute fragt.

DIE VEGETARIERIN

Hier finden Sie zusätzliche Informationen zum Stück DIE VEGETARIERIN von Han Kang, in der Regie von Marie Schleef.

LICHT UND FADEN

Im Januar vorigen Jahres stieß ich anlässlich eines bevorstehenden Umzugs beim Ausräumen des Kellers auf eine alte Schuhschachtel. Als ich sie öffnete, fand ich darin eine Sammlung von Tagebüchern aus meiner Kindheit. Dazwischen entdeckte ich ein dünnes, selbstgebundenes Heft mit der Aufschrift Gedichtband, mit einem Bleistift auf das Deckblatt geschrieben. Es handelte sich um ein kleines Büchlein aus DIN A5-Papier, fünf Blätter, in der Mitte gefaltet und mit einem Tacker zusammengeheftet. Unter dem Titel verliefen zwei krakelige, zinnenförmige Linien: eine begann links und stieg in sechs Stufen nach oben, die andere senkte sich gegenläufig in sieben Stufen nach rechts unten herab. War es der Versuch, ein Titelbild zu gestalten, oder bloß spielerisches Gekritzel? Auf der Rückseite des Heftes standen die Jahreszahl 1979 und mein Name. Im Inneren befanden sich acht Gedichte, in derselben ordentlichen Handschrift wie das Titelblatt geschrieben, und den unteren Rand zierte jeweils das Datum, in chronologischer Reihenfolge. Zwischen den typisch naiven und unbeholfenen Sätzen einer Achtjährigen, stach ein Gedicht besonders hervor, datiert vom April.
Es begann mit folgenden zwei Versen:

Wo könnte die Liebe sein?

In meinem pochenden Herzen ist sie verborgen.

Was ist Liebe?

Ein goldener Faden, der Herz mit Herz verbindet.

Augenblicklich wurde ich vierzig Jahre zurückversetzt zu jenem Nachmittag, an dem ich das Büchlein angefertigt hatte: Ein Stummelbleistift, der in einer Kugelschreiberkappe steckte, Radiergummikrümel und der große Metallhefter, den ich heimlich aus dem Arbeitszimmer meines Vaters entwendet hatte. Ich erinnere mich daran, es war kurz nachdem ich von unserem bevorstehenden Umzug nach Seoul erfahren hatte, dass ich die Gedichte, die ich auf Ränder von Notizblättern, Heften und Übungsbüchern, sowie an verschiedene Stellen meines Tagebuchs gekritzelt hatte, sammeln und zusammenstellen wollte. Auch daran, dass ich sie, als ich diese Sammlung von Gedichten schließlich fertiggestellt hatte, aus irgendeinem Grund niemandem hatte zeigen wollen.

Ehe ich die Tagebücher und das Heft wieder zurück in die Schuhschachtel legte und den Deckel schloss, fotografierte ich die Seite mit diesen Versen mit dem Handy. Einige der Worte, die ich mit acht Jahren gewählt hatte, schienen in Verbindung mit meinem heutigen Selbst zu stehen: In meiner Brust, mein schlagendes Herz. Zwischen unseren Herzen. Ein goldener Faden, der sie verbindet – ein Faden, der Licht ausstrahlt.

Vierzehn Jahre später, als ich zum ersten Mal Gedichte und im darauffolgenden Jahr eine Kurzgeschichte veröffentlichte, wurde ich zu einem Homo scribens. Fünf Jahre danach, etwa drei davon angefüllt mit Arbeit, erschien mein erster Roman. Obwohl ich Gedichte und Kurzgeschichten immer liebte – und noch heute liebe – verspüre ich eine besondere Faszination für das Schreiben von Romanen.

Einen Roman zu schreiben dauert erfahrungsgemäß zwischen einem und sieben Jahren und verlangt einen Tausch: meine Zeit, mein Leben, gegen die intensive Auseinandersetzung mit den drängenden Fragen, mit denen ich mich im Werk auseinandersetze. Diese Hingabe empfinde ich als bereichernd. Genau das hat mir gefallen. Es war für mich eine bewusste Entscheidung, diese Zeit mit wichtigen und dringenden Fragen zu verbringen, in die ich eintauchen und bei denen ich verweilen kann. Jeder Roman beginnt für mich mit Fragen, denen ich mich während des Schreibprozesses stelle, ich muss sie ertragen und mit ihnen leben. Das Schreiben endet nicht damit, dass ich Antworten darauf finde, sondern vielmehr an einem Punkt, an dem ich das Ende dieser Fragen erreiche und mich durch sie verändert fühle. Ich kehre nie als dieselbe Person zurück, die den Roman begonnen hat. Sobald ich aus dem Vorgang des Schreibens verändert hervorgehe, beginnt der Prozess von neuem. Neue Fragen knüpfen an die alten an, sie verbinden sich wie Glieder einer Kette oder überlappen einander wie Dominosteine und bewegen mich zu einem neuen Roman. Zwischen 2003 und 2005 schrieb ich meinen dritten Roman DIE VEGETARIERIN. Während dieser Zeit stellte ich mich schmerzvollen Fragen: Kann ein Mensch vollkommen unschuldig sein? Wie tief kann unser Widerstand gegen Gewalt gehen? Was geschieht mit einem Menschen, der sich so radikal von der Menschheit abwendet, dass er nicht länger Teil ihrer Spezies sein möchte?

Die Hauptperson Yeong-Hye lehnt sich gegen Gewalt auf, indem sie aufhört, Fleisch zu essen, und schließlich glaubt, sie sei eine Pflanze, die nichts außer Wasser benötigt. Sie befindet sich in der paradoxen Situation, dass sie sich Schritt für Schritt dem Tod nähern muss, um sich zu retten. Ihre Schwester In-Hye, die Co-Protagonistin des Romans, durchlebt mit ihr albtraumhafte Momente und Augenblicke des Zerbrechens, bis sie schließlich miteinander vereint sind.

In der Welt dieses Romans habe ich mir gewünscht, dass Yeong-Hye am Ende überlebt, weshalb die letzte Szene im Krankenwagen spielt. Dieser fährt durch Wälder, vorbei an Bäumen, die wie brennende grüne Flammen leuchten. Die ältere Schwester blickt aus dem Fenster, vielleicht in Erwartung einer Antwort, vielleicht aus Protest. Das gesamte Werk verharrt in einer Pose des Widerstands und der Suche nach Antworten. Starrend, trotzig, auf Antworten wartend.

Der folgende Roman, GEH, DER WIND ERHEBT SICH, greift diese Fragen auf und geht noch darüber hinaus. Man kann sich der Gewalt nicht dadurch entziehen, dass man das Leben und die Welt gleichermaßen ablehnt. Es ist uns schlichtweg unmöglich, zu Pflanzen zu werden. Wie also sollen wir weitermachen? In diesem Kriminalroman, in dem Sätze in kursiver und nicht-kursiver Schrift aufeinanderprallen, riskiert die Hauptperson, die lange gegen den Schatten des Todes angekämpft hat, ihr Leben, um zu beweisen, dass der Tod einer Freundin kein Selbstmord war. In der letzten Szene schleppt sie sich auf dem Bauch liegend davon, nachdem sie mit letzter Kraft die Gewalt und den Tod überwunden hatte, wobei ich mir folgende Fragen stellte: Müssen wir nicht am Ende überleben? Sollte unser Leben nicht Zeugnis geben dafür, was wahr ist?

Der fünfte Roman, GRIECHISCHSTUNDEN, geht noch weiter. Wenn wir wirklich in dieser Welt ums Überleben kämpfen müssen, ab welchem Punkt ist das möglich? Eine Frau, die ihre Stimme verloren hat, und ein Mann, der allmählich erblindet, gehen in ihrer eigenen Einsamkeit durch die Finsternis, bis sie sich gegenseitig erkennen. Als ich diesen Roman schrieb, wollte ich mich auf taktile Momente konzentrieren. In der Dunkelheit und Stille bewegt sich die Geschichte im Zeitlupentempo auf eine Szene zu, in der die Frau, mit bis zum Fingeransatz gekürzten Nägeln einige Worte in die Handfläche des Mannes schreibt. Im Licht dieses Augenblicks, der sich zu einer Ewigkeit zu dehnen scheint, offenbaren die beiden einander ihre verletzlichste Seite. Während ich diesen Roman schrieb, drehte es sich für mich um die Frage: Wenn wir auf den zartesten Teil eines Menschen blicken – wenn wir die unbestreitbare Wärme spüren – können wir nicht letztlich dadurch in dieser vergänglichen und gewalttätigen Welt überleben? 

Am Ende dieser Fragen stellte ich mir bereits den nächsten Roman vor. Es war Frühling 2012, nach Veröffentlichung von GRIECHISCHSTUNDEN. Ich dachte, ich würde ein Buch schreiben, das einen Schritt weiter auf Licht und Wärme zugeht. Einen Roman, der das Leben und die Welt umarmt und mit einer strahlend klaren Empfindung auflädt. Doch als ich den Titel gefunden und etwa zwanzig Seiten geschrieben hatte, musste ich innehalten, als mir klar wurde, dass etwas in mir existierte, das es mir unmöglich machte, diesen Roman fortzuführen.

Bis zu jenem Zeitpunkt hatte ich nie daran gedacht, über Gwangju zu schreiben.

Im Januar 1980 verließ ich die Stadt mit meiner Familie, und weniger als vier Monate später ereignete sich dort ein Massaker. Ich war damals neun Jahre alt. Einige Jahre später, mit zwölf, entdeckte ich zufällig ein Gwangju-Fotobuch, das verkehrt herum in einem Bücherregal steckte, und las es heimlich, ohne dass die Erwachsenen es mitbekamen. Es war ein Buch, das im Verborgenen von den Hinterbliebenen und Überlebenden erstellt und verbreitet wurde, die gegen die strenge Medienzensur der damaligen Militärregierung und die Verzerrung der Wahrheit Beweise zusammentrugen. Es enthielt Fotos von Bürgern und Studenten, die durch Knüppel, Bajonette und Schüsse getötet worden waren, als sie den Putschisten des neuen Militärregimes Widerstand geleistet hatten. Als Kind konnte ich die politische Tragweite dieser Bilder nicht vollständig erfassen. Doch die entstellten Gesichter formten sich in meinen Gedanken zu einer grundlegenden Frage über die Menschheit: Sind Menschen wirklich bereit, anderen so etwas anzutun? Gleichzeitig gab es weitere Bilder, die eine ganz andere Frage in mir aufkommen ließen. Es waren Aufnahmen von Menschen zu sehen, die sich vor einem Universitätskrankenhaus in einer endlosen Schlange anstellten, um Blut für die Schussverletzten zu spenden. Sind Menschen wirklich bereit, so etwas füreinander zu tun?

Diese beiden Fragen, deren Antworten mir unvereinbar schienen, prallten aufeinander und bildeten ein unlösbares Rätsel.

Also, im Frühjahr 2012, an jenem Tag, an dem ich mich abmühte, einen strahlend hellen, lebensbejahenden Roman zu schreiben, stieß ich wieder auf jene Fragen, die niemals gelöst worden waren. Lange zuvor hatte ich mein Grundvertrauen in die Menschheit verloren. Doch wie konnte ich dann die Welt umarmen? Es war der Moment, in dem ich erkannte, dass ich diesem unmöglichen Rätsel nicht ausweichen konnte und es mir nur durch Schreiben gelingen würde, diese Fragen zu durchdringen und so endlich weiterzukommen.

In den folgenden fast zwölf Monaten skizzierte ich den neuen Roman, den ich zu schreiben gedachte, und stellte mir vor, dass das Massaker von Gwangju im Mai 1980 als eine Erzählebene in den Roman eingebettet würde. Dann, im Dezember desselben Jahres, besuchte ich den Friedhof in Mangweol-dong. Der Tag war bereits vorangeschritten und es hatte heftig geschneit. Als es dunkel wurde, legte ich meine Hand auf mein Herz und ging über den gefrorenen Friedhof. In diesem Augenblick dachte ich: Vergiss das mit der einzelnen Erzählebene, ich werde einen Roman schreiben,der Gwangju direkt behandelt.

Ich besorgte mir ein Buch, das die Zeugnisse von fast 900 Menschen enthielt, und las es etwa neun Stunden am Tag, einen ganzen Monat lang, bis ich es vollständig durchgearbeitet hatte. Danach las ich nicht nur über Gwangju, sondern auch über andere Beispiele von Staatsgewalt, erweiterte meinen Blick auf Orte und Zeiträume und las Bücher über Massaker, wie sie sich weltweit im Laufe der Geschichte wiederholt haben.

Während dieser Recherchephase kamen mir zwei Fragen in den Sinn, die ich als Mitzwanzigerin immer auf die erste Seite meines Tagebuchs notiert hatte, wenn ich ein neues anfing.

Kann die Gegenwart der Vergangenheit helfen?

Können die Lebenden die Toten retten?

Je mehr Material ich las, desto unmöglicher erschien es, diese Fragen zu beantworten. Der fortwährende Kontakt mit den dunkelsten Aspekten des Menschseins führte dazu, dass mein Glaube daran, von dem ich dachte, er sei schon erschüttert, endgültig zu Bruch ging und in Scherben lag. Als ich fast aufgeben wollte und dachte, dass ich mit diesem Roman nicht mehr vorankommen würde, las ich das Tagebuch eines jungen Lehrers an einer Abendschule. Park Yong-Dschun, ein schüchterner und ruhiger Mann, der während des Massakers in Gwangju im Mai 1980 an der Absoluten Gemeinschaft der Bürgerselbstverwaltung teilgenommen hatte. Die Soldaten hatten sich für zehn Tage zurückgezogen, und als ihre Rückkehr angekündigt wurde, hatte er bis zum Morgen im YWCA neben dem Sitz der Provinzverwaltung ausgeharrt, wo er schließlich ermordet wurde. Noch in der Nacht vor seiner Ermordung hatte er folgendes niedergeschrieben: Gott, warum habe ich ein Gewissen, das mich so sticht und verletzt? Ich will leben.

In dem Moment, als ich diese Sätze las, wusste ich blitzartig, welche Richtung dieser Roman einschlagen musste. Ich erkannte auch, dass ich die Fragestellung umdrehen musste.

Kann die Vergangenheit der Gegenwart helfen?

Können die Toten die Lebenden retten?

Während ich dieses Buch schrieb, gab es Momente, in denen ich tatsächlich das Gefühl hatte, dass die Vergangenheit der Gegenwart hilft und die Toten die Lebenden retten. Danach besuchte ich immer wieder den Friedhof, und merkwürdigerweise war das Wetter jedes Mal klar. Wenn ich die Augen schloss, war der orangefarbene Schein der Sonne auf der Innenseite meiner Augenlider zu spüren. Ich empfand das als das Licht des Lebens. Unbeschreiblich warmes Licht und Luft umhüllten meinen Körper.

Die Fragen, die sich mir als Zwölfjähriger nach dem Blick in das Fotobuch stellten, waren diese: Wie kann der Mensch so gewalttätig sein? Gleichzeitig, wie kann der Mensch sich gegen eine so überwältigende Gewalt stellen? Was bedeutet es, zur menschlichen Gattung zu gehören? Um die unmögliche Brücke zwischen dem Elend und der Würde des Menschen zu überqueren, war die Hilfe der Toten notwendig. So wie der junge Dong-Ho, der die Hand seiner Mutter fest ergriff und in Richtung des Sonnenlichts ging.

Selbstverständlich konnte ich nichts von dem ungeschehen machen, was den Verstorbenen, den Hinterbliebenen und den Überlebenden widerfahren war. Alles, was ich tun konnte, war, meine Sinne, Emotionen und mein Leben zur Verfügung zu stellen. Da ich am Anfang und Ende des Romans eine Kerze entzünden wollte, begann die erste Szene in dem Gebäude Sangmugwan, in dem damals die Leichen gesammelt und die Bestattungen vorbereitet wurden. Dort deckt der fünfzehnjährige Junge Dong-Ho die Leichname mit weißen Tüchern zu und zündet jedem eine Kerze an. Er starrt in die Mitte der flackernden Flamme, die an ein blassblaues Herz erinnert.

Der Roman MENSCHENWERK lautet auf Koreanisch DER JUNGE KOMMT. Das Verb im Titel steht in der Gegenwartsform. In dem Moment, in dem er mit du oder Sie angesprochen wird, erwacht der Junge in der Dunkelheit und nähert sich einer Seele in der Gegenwart. Er kommt immer näher und wird schließlich gegenwärtig. Als ich die Zeit und den Raum, in denen menschliche Grausamkeit und Würde in extremster Form nebeneinander existierten, mit Gwangju bezeichnete, verstand ich beim Schreiben des Buchs, dass Gwangju nicht länger der Eigenname einer Stadt war, sondern ein allgemeiner Begriff, der Zeit und Raum durchquert und immer wieder zu uns zurückkehrt – auch jetzt, in diesem Moment.

Als ich MENSCHENWERK im Frühling 2014 endlich vollendet hatte und das Buch im Mai desselben Jahres veröffentlicht worden war, überraschten mich Leser mit ihrem Bekenntnis, dass sie beim Lesen dieses Romans Pein empfanden. Ich musste darüber nachdenken, wie mein Schmerz beim Schreiben dieses Buches mit der Pein dieser Leser verbunden war. Was war der Grund für unser Leiden? Wollen wir an die Menschlichkeit glauben, und fühlen wir uns zerstört, wenn dieser Glaube ins Wanken gerät? Fühlen wir Schmerz, wenn die Liebe zu Menschen zerbricht, weil wir lieben wollen? Entsteht Schmerz aus der Liebe, und ist mancher Schmerz womöglich ein Beweis dafür, dass wir lieben?

Im Juni desselben Jahres hatte ich einen Traum. Es war der Traum von einem weiten Feld, auf dem feiner, starker Schnee fiel. Über das ganze Feld verteilt waren tausende und abertausende schwarze Baumstämme gepflanzt, und hinter jedem dieser Stämme erhoben sich Hügel von Gräbern. Irgendwann spürte ich unter meinen Turnschuhen Wasser, und als ich mich umdrehte, sah ich, dass von dort, wo ich das Ende des Feldes geglaubt hatte, das Meer heranströmte. Warum hatte man diese Gräber an einem solchen Ort angelegt?, fragte ich mich. Waren nicht schon die Knochen der unteren Gräber fortgespült worden? Sollten nicht wenigstens die Knochen der oberen Gräber gerettet werden, bevor es zu spät war, jetzt? Aber wie war das möglich? Ich hatte nicht einmal eine Schaufel. Das Wasser stieg schon bis zu meinen Knöcheln. Als ich aus dem Traum erwachte und aus dem noch dunklen Fenster blickte, hatte ich das Gefühl, dass mir dieser Traum etwas sehr Wichtiges mitteilen wollte. Nachdem ich den Traum aufgeschrieben hatte, dachte ich, dass dies der Anfang des nächsten Romans sein könnte.

Ohne zu wissen, welche Art von Roman es werden würde, schrieb ich immer wieder die ersten Zeilen einiger Geschichten, die aus dem Traum hervorgehen könnten, und löschte sie dann wieder. Ab Dezember 2017 lebte ich für etwa zwei Jahre in einer Mietwohnung auf Jeju, pendelte zwischen dort und Seoul. Während ich das starke Wetter der Insel mit seinem Wind, Licht sowie Regen und Schnee erlebte und durch Wälder, über Strände und Dorfgassen streifte, konnte ich spüren, wie sich die Umrisse des Romans nach und nach abzuzeichnen begannen. Ähnlich wie bei MENSCHENWERK las ich Zeugenaussagen von Überlebenden des Jeju-Massakers, studierte Material und sah mich mit grausamen Details konfrontiert, die beinah nicht in Worte zu fassen sind. Ich schrieb die Geschichte in UNMÖGLICHER ABSCHIED so zurückhaltend wie möglich nieder. Etwa sieben Jahre nach meinem Erwachen aus dem Traum mit den schwarzen Baumstämmen und dem hereinströmenden Meer wurde der Roman veröffentlicht.

In den Notizbüchern, die ich während der Arbeit an dem Roman führte, finden sich folgende Aufzeichnungen.

Leben sucht nach Leben. Das Leben ist warm.

Sterben bedeutet, kalt zu werden. Es bedeutet, dass der Schnee, der sich

auf dem Gesicht ansammelt, nicht schmilzt.

Töten bedeutet: kalt machen.

Der Mensch in der Geschichte und der Mensch im Universum.

Der Wind und die Strömungen. Der Kreislauf von Wasser und Wind, der

die ganze Welt verbindet. Wir sind verbunden. Wir sind verbunden – o

bitte, lass es so sein.

Dieser Roman besteht aus insgesamt drei Teilen. Der erste Teil beschreibt die Reise der Erzählerin Gyeongha, die von Seoul bis zum Haus von Inseon in den höhergelegenen Regionen von Jeju führt, um einen Vogel zu retten, wobei sie bereits in den Niederungen ihren horizontalen Weg durch einen heftigen Schneesturm bahnen muss. Der zweite Teil ist ein vertikaler Weg hinab in die Tiefsee, bei dem sie zusammen mit Inseon in die Dunkelheit der menschlichen Nacht hinabsteigt – in die Zeit des Massakers an Zivilisten auf Jeju im Winter 1948. Im letzten Teil, dem dritten Abschnitt, entzünden die beiden im tiefen Meer eine Kerze.

Obwohl die Freundinnen Gyeongha und Inseon gemeinsam den Roman vorantreiben, indem sie einander die Kerze überreichen, ist die wahre Protagonistin, die mit ihnen verbunden ist, Inseons Mutter, Jeongsim. Eine Überlebende des Massakers, die zu Lebzeiten darum kämpfte, auch nur ein Fragment der Knochen ihres geliebten Bruders zu finden und ihm eine letzte Ruhestätte zu geben. Sie ist diejenige, die die Trauer nicht abschließt. Diejenige, die sich dem Vergessen widersetzt, die nie Abschied nimmt. Indem ich in ihr Leben blickte – ein Leben, in dem Schmerz und Liebe mit gleicher Dichte und Hitze kochten – fragte ich mich wohl: Wie sehr können wir lieben? Wo liegt unsere Grenze? Wie sehr müssen wir lieben, um am Ende Mensch zu bleiben?

Drei Jahre sind vergangen, seit UNMÖGLICHER ABSCHIED herauskam, und noch immer habe ich den nächsten Roman nicht vollendet. Auch ein Buch, das ich nach dem Abschluss dieses Projekts schreiben möchte, wartet schon lange auf mich. Es ist ein Roman, der formal mit dem Buch WEIßverbunden ist, einem Werk, in dem ich einen Teil dessen, was in uns ist und niemals zerstört werden kann, betrachten wollte, als ich versuchte, meiner Schwester, die zwei Stunden nach ihrer Geburt starb, mein Leben für eine Weile zu leihen. Wie immer ist es nicht möglich, vorherzusagen, wann die beiden Bücher abgeschlossen sind, aber ich werde in jedem Fall weiterschreiben, wenn auch in verlangsamtem Tempo. Ich werde weiter voranschreiten, das bisherige Werk hinter mir lassend, immer weiter, bis ich irgendwann um die Ecke biege und die Bücher der Vergangenheit außer Sicht sind, soweit ich es im Rahmen meines Lebens vermag.

Während ich so weitergehe, werden auch meine Bücher, obwohl sie von mir stammen, ein eigenes Leben entfalten und ihrem eigenen Schicksal entgegengehen. Wie die beiden Schwestern, die für immer zusammen in dem Krankenwagen bleiben, in dem grüne Flammen vor dem Fenster lodern. Der Finger der Frau, die im Dunkeln und in der Stille auf die Handfläche des Mannes schreibt und bald die Sprache wiederfinden wird. Meine Schwester, die nur zwei Stunden nach ihrer Geburt starb, und meine junge Mutter, die das Baby bis zuletzt mit den Worten halten wollte: Stirb nicht, bitte stirb nicht! Wie weit werden die Seelen reisen, die mich mit einem warmen, unbeschreiblich zarten orangefarbenen Licht umhüllten, das hinter meinen geschlossenen Augenlidern ruhte? Wie weit werden die Kerzen der Menschen reisen, die an all den Orten, an denen Massaker stattfanden, und in allen Zeiten und Räumen, die von überwältigender Gewalt heimgesucht wurden, das Gelübde ablegten, nicht Abschied zu nehmen? Werden sie reisen, von Docht zu Docht, von Herz zu Herz, durch den goldenen Faden, der sie verbindet?

In dem Heftchen aus dem April 1979, das ich letztes Jahr in dem alten Schuhkarton entdeckte, hatte ich mir zwei Fragen gestellt:

Wo ist die Liebe?

Was ist die Liebe?

Andererseits hatte ich bis zum Herbst 2021, als Unmöglicher Abschied erschien, immer gedacht, dass die folgenden zwei Fragen der Kern meines Denkens waren:

Warum ist die Welt so gewalttätig und schmerzvoll?

Wie kann die Welt gleichzeitig so schön sein?

Ich glaubte lange, die Spannung zwischen diesen beiden Fragen und der innere Kampf seien der Motor meines Schreibens. Von meinem ersten bis zu meinem jüngsten Roman haben sich die Fragen stets verändert und sind vorangeschritten, aber diese beiden blieben konstant, dachte ich. Doch seit ein, zwei Jahren beginne ich, an dieser Überzeugung zu zweifeln. Hatte ich nach der Veröffentlichung von MENSCHENWERK im Frühjahr 2014 wirklich zum ersten Mal über die Liebe – über den Schmerz, der uns verbindet – nachgedacht? War womöglich von meinem ersten bis zu meinem jüngsten Roman, die tiefste Schicht aller meiner Fragen, immer auf die Liebe ausgerichtet? War sie nicht der älteste und grundlegendste Akkord meines Lebens?

Im April 1979 schrieb das Kind: Die Liebe befindet sich an einem persönlichen Ort, genannt mein Herz – mein klopfendes Herz. Und in Bezug darauf, was diese Liebe ausmacht, antwortete es: Ein goldener Faden, der Herz mit Herz verbindet.

Wenn ich schreibe, benutze ich meinen Körper. Ich setze alle Sinne ein: sehen, hören, riechen, schmecken, das Gefühl von Weichheit, Wärme, Kälte und Schmerz, den Herzschlag, Durst und Hunger zu empfinden, zu gehen, zu laufen, den Wind, sowie Regen und Schnee zu spüren, Hände zu halten. Ich bemühe mich, all diese lebendigen Empfindungen, die ich als sterbliches Wesen mit warmem, pulsierendem Blut fühle, in die Sätze fließen zu lassen wie elektrischen Strom, und jedes Mal, wenn ich spüre, dass diese Ladung auf den Leser überspringt, bin ich erstaunt und bewegt. Der Moment, in dem ich realisiere, dass die Sprache der Faden ist, der uns einander nahe bringt und dass meine Fragen die Ladung sind, die den Faden zum Leuchten bringen und so die Verbindung schaffen, erfüllt mich mit Dankbarkeit. Ich danke von Herzen allen, die mit diesem Faden verbunden sind und sich auch weiterhin mit ihm verbinden werden.

www.aufbau-verlage.de/aufbau/im-gespraech/han-kangs-nobelpreisrede
Han Kang: DIE VEGETARIERIN. Roman. Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee.
© Aufbau Verlage GmbH & Co. KG, Berlin 2016

Videoarbeiten DIE VEGETARIERIN

Im zweiten Teil der Inszenierung bevölkert eine von Lilian Canright angefertigte Video-Installation die Monitore auf der Bühne. Als Referenz und Inspiration nennt die Videokünstlerin folgende Video-Art Werke:

Rebecca Allen - Adventures in Success (1983)
Max Almy - Modern Times (1979)
Lynda Benglis - Collage (1973)
Cecelia Condit - Beneath the Skin (1981)
Ximena Cuevas - Antes de la Televisión (1983)
Simone Forti - Solo No. 1 (1974)
Hermine Freed - Two Faces (1972)
Barbara Hammer - T.V. Tart (1988)
Nancy Holt - Zeroing In (1973)
Sanja Iveković - Osobni rezovi (1982)
Joan Jonas - Left Side Right Side (1972)
Shigeko Kubota - Self-Portrait (c. 1970–71)
Barbara Aronofsky Latham - Chained Reactions (1982)
Lynn Hershman Leeson - Seduction of a Cyborg (1994)
Susan Mogul - Dressing Up (1973)
Howardena Pindell - Free, White and 21 (1980)
Ulrike Rosenbach - Eleven: Verstehen ist wie Hitze (1985)
Martha Rosler - Semiotics of the Kitchen (1975)
Ilene Segalove - Where is God? The Dive (1974)
Janice Tanaka - Mute (1981)
Hannah Wilke - Gestures (1974)

NOTAT #1: WERK IM FOKUS zu HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI

Der erste WERK IM FOKUS Rückblick : Der Musiker und Komponist Pablo Chemor zu Gast im Online-Talk zu HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI

© Tommy Hetzel

Pablo Chemor interpretierte für Antú Romero Nunes' Inszenierung von HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI die für das Stück entstandene Originalmusik von Paul Dessau neu. Dabei hat er in Zusammenarbeit mit Anna Bauer, ein neues Klangbild für Brechts populäres Volksstück entwickelt. Inspiriert von der Wucht der Volksliednahen Songs entstand eine musikalische Begleitung für ein Streichquartett. Bei WERK IM FOKUS am 10. April 2025 sprachen wir über die Genese der opernmäßigen Soundkulisse, die Rezeptionsgeschichte des Stücks und über Urheberrechte.   

Hier finden Sie auf vielfachen Publikumswunsch erstmals NOTATE – ein Testformat zum Nacherleben des Gesprächs. In diesem Fall mit Musikbeispielen. Wir freuen uns auf Ihr Feedback: online@burgtheater.at  

HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI

„Ein zurechnungsfähiger Mensch […] hat keinen Sinn für Freundschaft mehr, er ist bereit, über seine eigene Leiche zu gehen“, sagt Gutsbesitzer Puntila und versucht, „Anfälle von Nüchternheit“ zu vermeiden. 
Immer, wenn er getrunken hat, wird er zum Menschenfreund. Dann verlobt er sich kurzerhand gleich mit mehreren Arbeiterinnen, beschäftigt Kranke aus Mitleid und philosophiert mit seinem Chauffeur Matti über das Leben. Puntilas Tochter Eva versucht ihren Vater vom Alkohol fernzuhalten und zweifelt an ihrer Verlobung mit dem Attaché. Sie verbündet sich mit Matti und die beiden müssen einsehen, dass sie nicht hauptsächlich unter Puntilas Alkoholmissbrauch, sondern vor allem unter den Regeln des Kapitalismus leiden.

Bertolt Brecht schrieb HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI zusammen mit Hella Wulijoki 1940/41 im finnischen Exil auf Grundlage ihres Stücks „Die Sägemehlprinzessin“.

HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI 
von Bertolt Brecht Volksstück nach Erzählungen und einem Stückentwurf von Hella Wuolijoki 
mit Musik von Paul Dessau und Pablo Chemor 
Regie: Antú Romero Nunes

Mit: Bruno Cathomas, Lola Klamroth, Annamária Láng, Justus Maier, Felix Rech, Marie-Luise Stockinger, Tilman Tuppy, Julia Windischbauer

Premiere am 29. März 2025, Burgtheater

Dramaturgin Lena Wontorra bei WiF über HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI

"HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI in der Inszenierung von Antù Romero Nunes ist ein bunter und spielfreudiger Theaterabend. Brecht hat mit dem Text den Versuch unternommen, ein episches Volksstück zu schreiben. Das Stück spielt in Finnland und ist dort auch entstanden. Im Exil verbrachte Bertolt Brecht den Sommer 1940 auf Gut Marlebäck in Südfinnland. Die finnische Schriftstellerin Hella Wuolijoki hatte ihn und seine Familie dorthin eingeladen. Wuolijoki hatte ein Stück mit dem Titel „Die Sägemehlprinzessin" geschrieben, das ungefähr den Plot des Puntila-Stoffes hat. Brecht hat diesen Stoff in seine epische Theaterform übertragen. Puntila, die Hauptfigur, ist Gutsbesitzer. Wenn er getrunken hat, vergisst er die Regeln des Kapitalismus, will sich „eins machen mit den Arbeiter:innen“ und die „Kluft“ zwischen den Klassen überwinden. Mit seinem Chauffeur Matti philosophiert er über Umverteilung und Gerechtigkeit. Puntilas Tochter Eva soll eine arrangierte Ehe mit dem Attaché Eino Silakka eingehen, den sie seit Kindertagen kennt. Eine Liebesheirat ist das nicht. Alle Figuren leiden auf die eine oder andere Art daran, dass sie in diesem gesellschaftlichen Zusammenhang im kapitalistischen System eine bestimmte Rolle erfüllen müssen, die sie eben daran hindert, wirklich zusammenzukommen und sich zu verbinden. Alle sind auf ihre Art einsam.  Eva und Matti suchen beide nach einem Ausweg aus ihrer Situation, nähern sich an und loten in einem fast flirtenden Spiel die Grenzen ihrer jeweiligen Klasse aus. Sie müssen aber am Ende doch einsehen, dass die „Kluft“ zwischen ihnen nicht zu überbrücken ist. Matti verlässt Puntila und formuliert schlussendlich die Moral von Brechts Geschichte: eine Aufforderung zur Selbstermächtigung.   Die Uraufführung fand 1948 in Zürich statt und für diese Uraufführung komponierte, wie für viele andere Stücke von Bertolt Brecht, Paul Dessau die Musik"

WERK IM FOKUS

Auszug aus dem Zoom-Talk am 10. April 2025. Das Gespräch führte Anne Aschenbrenner (Digitaldramaturgin)

Anne Aschenbrenner: Pablo, du hast aus Paul Dessaus Musik etwas völlig Neues gemacht. Was hat dich am Original besonders beeindruckt? Was habt ihr verändert? 

Pablo Chemor: Dessau komponierte sehr ernste Musik und nutzte dafür dem Volk entlehnte Instrumente, Akkordeon, Klarinette und Gitarre, das ist interessant für eine Komödie wie HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI. Wir haben uns bei der Instrumentierung für ein Streichquartett entschieden, um die Musik in den beeindruckenden Wiener-Burgtheaterraum zu heben, sozusagen als eine Wiener-Variante der Musik von Dessau. Neben dem haben wir im Vergleich zum Original nicht viel verändert. Die Streicher schöpfen ihre Instrumente in den Kompositionen voll aus und aus den Motiven Dessaus sind auch noch weitere Musiken entstanden, z.B. auch ein Tango, denn der Tango ist tatsächlich eine wichtige Musik in der finnischen Kultur.

AA: Welche Funktion sollte die Musik in eurer Arbeit haben? Was war die Intention? Bitte gib uns Einblick in den Arbeitsprozess! 

PC: Die Musik ist ein Erzähler, der die Szenen kommentiert, die wir sehen, aber auch die Stimmung und die Atmosphäre für bestimmte Szenen vermittelt. Für Regisseur Antú Romero Nunes ist Humor sehr wichtig, den unterstützen wir mit dem Einsatz der Streicher:innen auch. Einige Kompositionen hatte ich schon zum Probenstart vorbereitet, vieles ist aber auch auf den Proben in der Zusammenarbeit mit dem Ensemble entstanden. Wir hatten ein Klavier auf der Probebühne und haben viel improvisiert. Anschließend habe ich das zusammen mit Anna Bauer für das Streichquartett umgeschrieben. Einige Lieder sind auch erst bei den Proben entstanden, der Song von Marie-Luise Stockinger, der im Originalstück nicht enthalten ist, zum Beispiel. Das ist ursprünglich auch eine Komposition von Paul Dessau, der den Text KLEINES LIED von Brecht vertont hat. Wir fanden das inhaltlich sehr passend und konnten den Song in die Inszenierung integrieren 

HÖRBEISPIELE

Im Original: Das Puntilalied

Annámaria Lang als Köchin Laina. Aus: HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI

Hörbeispiel #1: Das Puntilalied. Mit Annamária Láng. Aus: HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI

Im Original: Das Pflaumenlied

Tuppy als Schmuggleremma. Aus: HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI-

Hörbeispiel #2: Das Pflaumenlied. Mit Tilman Tuppy. Aus: HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI-
WERK IM FOKUS
Das Online-Format WERK IM FOKUS stellt jeden zweiten Donnerstag auf Zoom ein Werk aus dem Repertoire der BURG in den Fokus: Ensemble, Produktionsbeteiligte und Dramaturgie sprechen gemeinsam mit dem Publikum über Werk, Autor:innen und Inszenierung und geben Einblicke in künstlerische Entscheidungen.

Die Teilnahme ist kostenlos, den Einladungslink erhalten Sie über unseren Newsletter.
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